Gendern ist inklusionsfeindlich

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Gendern ist inklusionsfeindlich

Sprache

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich sehe mit Erschrecken, dass auch Sie mittlerweile versuchen, eine gegenderte Sprache zu etablieren. Tatsächlich ist es jedoch so, dass Sie damit all den nicht-Muttersprachlern das Erlernen der Deutschen Sprache in erheblichem Maße erschweren.

Um den Gedanken kurz an einem Beispiel zu erläutern, betrachten Sie bitte den nachfolgenden Satz: "Wir bieten all unseren Kund*innen die Möglichkeit, unserer Programm mitzugestalten."

Jemand, der die Deutsche Sprache erlernen möchte, sogar muss, um in Deutschland eine Perspektive zu haben, wird recht frühzeitig mit den 4 Fällen, die wir noch aus unserer Grundschulzeit kennen, konfrontiert - Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ.

Betrachtet man nun den o.g. Satz, muss Kund*Innen der Dativ sein, da im Dativ nach einem "Wem oder Was?" gefragt wird. Es wird also den Kund*innen etwas angeboten.

Der Muttersprachler ist in der Lage, sich die "Kunden" und auch die "Kundinnen" zu erschließen, die aus der Wortbildung Kund*innen hervorgehen. Tatsächlich ist es aber so, dass das Wort "Kunden" gar nicht vorkommt.

Ein nicht-Muttersprachler kann in der Wortbildung Kund*innen zwar die Kundinnen erkennen, indem er sich das * wegdenkt, jedoch nicht den Kunden, sondern vielmehr den "Kund". Den "Kund" gibt es aber nicht. Wie sollte ein nicht-Muttersprachler nun erkennen, dass mit der Wortbildung Kund*innen auch die Kunden gemeint sind, dies aus der genannten Wortbildung jedoch überhaupt nicht ersichtlich ist, sondern die Wortbildung vielmehr irreführend wirkt?

Ich möchte Sie bitten: Wenn Sie einen gerechten Sprachgebrauch in unserer Gesellschaft wollen, der niemanden ausgrenzt, kehren Sie zu "Kundinnen und Kunden" zurück. Das ermöglicht den Menschen, die sich selbst nicht klar einem Geschlecht zuordnen können, sich nach Belieben für eines der beiden Geschlechter zu entscheiden. Ferner erleichtert es den Menschen, die unsere Sprache lernen müssen, um tatsächlich teilhaben zu können am gesellschaftlichen Leben in diesem Land, das Erlernen eben jener Sprache - die auch ohne grammatikalisch inkorrekte Wortbildungen wie die oben genannte kompliziert genug ist.

Kommentare

Gespeichert von lubinius am Mo., 31.05.2021 - 11:15

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Vielen Dank für die Einreichung, es erfüllt genau das was ich zum Thema denke.
Ich stehe bei dem :innen Thema auch schnell an dem Punkt, wo wir Anglizismen im Sprachgebrauch haben und wird schwierig, wenn dann begonnen wird, sogar englische Berufsbezeichnungen mit deutscher Genderform auszustatten, was nicht nur den Lesefluss endgültig zum erliegen bringt, sondern auch Neulingen der Sprache gut den Einstieg erschwert.

Gespeichert von Alexander am Mo., 31.05.2021 - 13:40

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Ein guter Punkt. In der Tat ist die "Gendersprache" ein elitäres Projekt und nur für Menschen geeignet, denen das Lesen komplizierter Texte keine Schwierigkeiten bereitet. So werden Mitbürger mit Migrationshintergrund, aber auch Millionen Legastheniker und funktionale Analphabeten benachteiligt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss eine Sprachform verwenden, die so vielen Zuschauern wie möglich verständlich ist; er wird ja nicht nur von Hochschulabsolventen finanziert, sondern von allen Bürgern.