Gendern? Ja, Bitte! Aber mit bedacht.

Menschen und Meinungen

Gendern? Ja, Bitte! Aber mit bedacht.

Sprache

Ich finde es gut, wie bewusst die ARD teilweise mit der Sprache umgeht. Die Tagesschau und andere journalistische Formate Gendern in ihrer Schriftsprache bereits konsequent. Meist mit Doppelpunkt, dies halte ich auch für die ästhetischste Methode. Bei den Funk YouTube Kanälen begrüße ich auch die gesprochene Pause (gutes Beispiel ist der Funk Kanal „DIE DA OBEN!“). Im linearen Fernsehen sehe ich das jedoch anders. So bin ich nicht der Meinung, dass die Tagesschau anfangen sollte von „Zuschauer:innen“ zu sprechen, auch die Variante der „Zuschauerinnen und Zuschauer“ streckt setze eher, als das es sie verständlich macht (Sprachbarrieren). Ich habe die Befürchtung, dass sich dadurch außerdem Leute, die ein eher verschlossenes Weltbild haben, sich so ganz von „etablierten“ Medien abwenden und bei der Suche nach Neuen Medien in Telegram schwurbler Kanäle abdriften. Zudem muss man sagen, dass die Mehrheit nun mal auch noch nicht vom Gendern überzeugt ist und die öffentlich Rechtlichen sollten Fernsehen für alle machen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich durch Sprache die Fronten verhärten. Im linearen Fernsehen und im besonderen bespielt der Tagesschau sollte vielleicht eher auf Gender neutrale Begriffe zurückgegriffen werden. Die Möglichkeit Überhaupt nicht zu Gendern und zu sagen, man meint die Frauen und die nicht-binären einfach mit, nur weil man das die letzten Jahre ja auch schon immer so gemacht hat, sehe ich jedoch als nicht mehr als zeitgemäß an. Daher Gendern ja, bitte, aber mit bedacht.

Kommentare

Gespeichert von achimdahl am Mo., 31.05.2021 - 18:57

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Unsere Sprache ist ein hohes Gut. Fühle mich nicht wohl dabei, wenn Moderatoren dieses "Gendern" vollziehen. Es hört sich für mich fremd an.

Da bin ich nicht alleine....in meinem Umfeld finden das viele nicht gut.

Dazu kommt, dass es einige als aufgezwungen aus Berlin empfinden.

Freunde aus Frankreich und Spanien versteht uns da überhaupt nicht...Frage: Warum macht ihr das.

Frauen anzuerkennen geht doch auch anders in unserer Sprache, sie ist doch so vielfältig.

Da hast du recht, die Mehrheit lehnt es ab. Eine Umfrage von Welt am Sonntag ergab das „56 Prozent der Bevölkerung nichts vom ‚Gendern‘ [halten] (…)“. Daher halte ich es, wie gesagt, für falsch in der Tagesschau etc. mündlich zu Gendern. Immerhin bezahlen ja alle einen Rundfunk Beitrag, der sichern soll das öffentlich rechtliche Unabhängigkeit berichten. Wenn alle zahlen, sollte also auch die Mehrheit mit der Berichterstattung zufrieden sein. Auf YouTube ist das etwas anderes, wenn mir es nicht gefällt, dass gegendert wird, gucke ich eben einen Funk Kanal, der nicht gendert.

Sprache sollte natürlich niemals aufgezwungen werden. In den Prozesses der sich wandelnden Sprache darf nicht eingegriffen werden. Weder ein Gender verbot noch ein Gender Gebot sollte es geben. Hier muss sich die Sprache ihren ganz eigenen Weg bahnen.

Die Franzosen haben tatsächlich ein ganz anderes Verhältnis zu ihrer Sprache. Hier wird die Sprache vor äußern Einflüssen streng beschützt. So gibt es auch keine Anglizismen oder Lehnwörter im Französischen. Die erfinden für alles ihre eigenen Wörter. Es gab jüngst sogar ein schriftliches Gender verbot an Schulen in Frankreich.
Im Deutschen ist das anders, hier wandelt sich die Sprache ständig. So erleben wir im Moment zum Beispiel einen Sprachwandel durch digitale Medien und Migration. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, die Sprache verfällt dadurch nicht gleich. Denken wir nur mal daran, wie Goethe oder Schiller geschrieben haben, so drückt sich heute auch niemand mehr aus. Sprache wandelt sich also schon seit Jahren. Es kann also gut sein, dass in ein paar Jahren das Gendern ganz normal ist und uns überhaupt nicht mehr auffällt. Es kann aber auch gut sein, dass wir es wieder verwerfen.
Was hältst du denn von dem Kompromiss, Gender neutral zu sprechen? Also zum Beispiel "Zuhörende" statt "Zuhörer“.

Gespeichert von hanszok am Mo., 31.05.2021 - 19:03

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Wie auch bereits unter anderen Kommentaren erwähnt, halte ich das Gendern für eine Vorgehensweise, die das Gegenteil bewirkt. Ich merke es an mir selbst. Noch vor drei Jahren habe ich mir über diese Unterschiede zwischen Menschen überhaupt keine Gedanken gemacht. Heute wird jeder noch so kleinste Unterschied durch verschiedenste Endungen herausgearbeitet (Studentx, Student*in,...) und spaltet in Gruppen, die man sonst nicht wahrgenommen hätte. Vom Gebrauch dieser Spaltung sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk daher Abstand nehmen.

Eine solche Spaltung der Gesellschaft wäre wie gesagt verheerend. Daher halte ja selbst ich als Gender Befürworter wenig davon, es den Zuschauenden um die Ohren zu hauen. Einfach so weiter zu reden wäre aber auch nicht gut, denn wie bereits verschiedenste Studien gezeigt haben, ändert das Gendern sehr wohl etwas in uns. „Beispielsweise zeigt ein Experiment, dass mehr Mädchen sich einen eigentlich stereotypisch männlich konnotierten Beruf vorstellen können, wenn dieser ihnen auch mit der weiblichen Bezeichnung präsentiert wird.“ Gendern sorgt also durchaus dafür, dass Frauen sichtbarer werden. So können wir Probleme der Gleichberechtigung auch über die Sprache angehen. Hier die Studie:
https://www.academia.edu/46880449/Gender_un_gerechtigkeit_in_der_Deutsc…

Gespeichert von Zuhörer am Mo., 31.05.2021 - 20:53

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Nein, bitte nicht geschlechtern, und auch keine flippigen Anglizismen für diese Unsitte verwenden.

Wenn man Zuschauer und Zuschauerinnen ansprechen möchte, dann soll man das bitte auch so tun. Eine politisch motivierte Verunstaltung der Sprache kann keine Lösung sein.

Wieso politisch motiviert? Das hört sich ja fast schon so an, als ob du sagen möchtest, dass eine Partei den öffentlich Rechtlichen vorschreibt, dass sie Gendern müssen. Kannst du das genauer erklären?
Statt Gendern soll ich „geschlechtern“ sagen? :)

Gespeichert von Sarah am Di., 01.06.2021 - 12:20

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Der ÖR sollte den Menschen nicht das Gendern aufzwingen. Er sollte Angebote in gegendert und ungegendert zur Verfügung stellen, damit die Menschen wählen können. Ansonsten wenden sie sich insgesamt ab. Ich sehe mir keine gegenderten Sendungen an.