Einordnung bei Einzelfallberichten durch Statistiken

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Einordnung bei Einzelfallberichten durch Statistiken

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Etwas, das mir in der Berichterstattung der ARD oft negativ auffällt: Es werden Einzelfallberichte erstellt (Beispiel: ein Krankenhaus bei Paris, bei welchem die Intensivstation ausgelastet ist), welche dann aber keinerlei Einordnung beinhalten und so beim Zuseher pauschalisierend wirken (dieser Bericht erweckt den Eindruck, als seien alle Intensivstationen in Frankreich ausgelastet).
Der Beitrag sagt das zwar nicht aus, aber dieser Eindruck ensteht, weil die entsprechenden Statistiken nicht genannt werden: Wie ist die Auslastung landesweit? Wie viele Betten sind belegt und wie viele frei?

Das ist deshalb von Bedeutung, weil die Situation in einem einzigen Krankenhaus für sich gar nicht Nachrichtenwürdig ist - es gibt tausende Krankenhäuser, wo sich die gleiche Frage stellt.

Objektiv ist daher nur ein Bericht, welcher die Situation im ganzen Land darstellt und dabei die offiziellen Statistiken nutzt.

Übrigens würde ich da dann auch umfassende Recherchen zu den Statistiken selbst erwarten: Bspw. gibt es in Deutschland bei den Intensivbetten eine enorme 7-Tage-Notfallreserve (ca. 10.000 Betten). Diese muss man unbedingt mitrechnen, weil niemandem ein Intensivbett verweigert wird, nur weil es sich um ein Reservebett handelt. Würde man diese Betten aber nicht mitrechnen, erweckt man den Eindruck, die Triage stünde kurz bevor, obwohl sie noch weit entfernt ist.

Man muss daher immer den Grundsatz bedenken, der auch vor Gericht gilt: Wenn man etwas von der Wahrheit weglässt, also in dem Zusammenhang relevante Fakten verschweigt, dann ist das auch die Unwahrheit.

Kommentare

Gespeichert von Dr. Achim Epping am Mo., 31.05.2021 - 20:10

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Ich kann nur zustimmen. Das herstellen und in Relation setzen zu einem Gesamtbild findet nahezu nicht statt.
Es sollte gute Journalistische Praxis sein Einzelfälle oder Fakten in ein Gesamtbild einzuordnen und zwar in ein mit Zahlen und Fakten belegbares Gesamtbild.
Würde ich mir insbesondere auch beim Thema Energiewende einmal wünschen wenn mal wieder euphorisch über eine neue Technologie oder irgendeine toll Maßnahme berichtet wird.
In welcher Relation steht z.B. eine in eine tollen neue Versuchs-Kraftwerk erzeugte Strommenge zum Gesamtbedarf.
Was ich da auch immer mehr feststelle ist das weit verbreitet auch schon mal Mio. und Mrd. durcheinandergeschmissen werden.
Und da gibt es unzählige Beispiele.
Wenn in einem Beitrag zur Blockade zusätzlicher finanzielle Mittel für den Kampf gegen Rechts kritisiert wird, wäre es schon auch mal zu sagen was die Gründe dafür waren, nämlich das da gefordert wurde auch etwas gegen Linksextremismus zu tun.
Und da dann wie groß ist die finanzielle Ausstattung im Kampf gegen Rechtsextremismus ist im Vergleich zu dem gegen Linksextremismus und dann noch mal den Vergleich der Anzahl schwerer Straftaten von Rechts wie von Links.
Es könnte sein, dass ein solcher Bericht an einer Blockade von Mitteln einen etwas anderen Zungenschlag bekommen würde.

Der besseren Fakten-Recherche und dem ins Verhältnissetzen von Berichteten zu statistischer Relevanz kann ich nur zustimmen, denn es macht einen gewaltigen Unterschied, ob von einer Ausnahme oder von einem aufkommenden allgemeinen Phänomen berichtet wird. Die Öffentlichen haben einen besonderen Status, also haben sie auch Besonderes zu leisten und können nicht den leichten anbiedernden Weg der Privaten zum Geldmachen nehmen! Auch das sich anbiedern und sich gemein machen mit Ideologien und Hypes ist nicht im Sinne von Hajo Friedrichs. Gleichnamiger Preis wird am Sonntag an gute Journalisten vergeben und am Montag wird wieder mit den Privaten um die Wette gepfuscht und für persönliche Vorlieben gekämpft und Nichtigkeiten aufgeblasen, anstatt möglichst objektiv und faktenreich zu berichten. Minderheitenschutz darf nicht in "sich gemein machen mit Minderheiten" und Madigmachen der Mehrheitsmeinung ausarten. Minderheitenschutz bedeutet nicht Dauerabo kultureller Dominanz von Minderheiten.

Gespeichert von Roman Roell am Mo., 31.05.2021 - 22:43
ARD-Themenpat:in

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Ja, das stimmt. Wir können nicht immer das komplette Bild zeigen und alles in den Gesamtkontext setzen. Natürlich zeigt jeder Bericht mehr oder weniger einen Einzelfall - ob besonders positiv oder negativ, also eine Amplitude. Aber es ist schon richtig, dass man ohne einordnende Moderation den Eindruck bekommen kann, das sei „Pars pro Toto“. Vielen Dank für den Input. Viele Grüße Roman

Eben gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass eine Einordung immer erfolgt. "Pars pro Toto" wird ganz schnell zu Pauschalisierung, wenn man nicht aufpasst - und möglicherweise auch nur beim Zuseher, nicht beim Autoren des Beitrags (der den Hintergrund besser kennt als die meisten Zuseher - also auf keinen Fall annehmen dass das bekannt wäre).

Ähnliches gilt übrigens bei Relativ-Vergleichen: Wenn man bspw. "doppelt so viele Straftaten in Bereich X" hat, dann müsste man die Zahl immer noch einordnen, bspw. wie viel das im Vergleich zum Höchststand ist oder als Anteil aller Straftaten.

Und Wendungen wie "immer mehr", "immer öfter" usw. am Besten ganz vermeiden - da völlig unpräzise.