Stärkere Trennlinien zwischen Aktivismus und Journalismus

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Stärkere Trennlinien zwischen Aktivismus und Journalismus

Demokratie

Mir stößt die immer stärker werdende Vermischung zwischen Aktivismus und Journalismus sauer auf. Das mag zwar Brot und Butter von Medien wie der taz sein, aber Journalisten der ARD sollten da etwas zurückhaltender agieren.
Mir ist dabei klar, dass die Trennlinie nicht scharf ist, aber es sollten zu offensichtlich sein. Gerade bei funk ist dies ausgeprägt zu beobachten, wenngleich es sich, meiner Wahrnehmung nach, in der jüngsten Vergangenheit dort tatsächlich abgemildert hat.

Kommentare

Gespeichert von Marie24 am Mo., 31.05.2021 - 16:42

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Ihr Beitrag wäre Verständlicher wenn sie einige Beispiele nennen könnten. Was ist für sie Aktivismus?

Beispielsweise wenn Aspekte verschwiegen werden um das eigene Narrativ nicht zu gefährden. Ein Beispiel, was mir aus dem Stehgreif einfällt wäre ein Beitrag, auch wenn er vom ZDF ist, über einen inhaftierten spanischen Rapper. Da wurde über Rap und Kunstfreiheit geredet, was ohne Zweifel ein wichtiges und interessantes Thema ist, aber nur darüber geredet, dass der inhaftierte den spanischen König beleidigt hat, was zur Strafe geführt habe.
Dabei wird allerdings ein Großteil der Hintergründe verschwiegen, z. B. das ellenlange Vorstrafenregister und die unterstützung terroristischer Vereinigungen in anderen Liedtexten. Hätte man in den Kontext vielleicht erwähnen sollen, hätte aber gleichzeitig das vermittelte Narrativ gefährdet. Aif jeden Fall hätte es den Bericht nuancierter gemacht.

Dem kann ich nur 100% zustimmen.
Dieser Zusammenhang wird gerne mal weggelassen.
Gleiches beobachte ich auch wenn unreflektiert über "Aktivisten" und ihre "legitimen" Ziele berichtet wird ohne mal auf ggf. Straffrechtliche Relevanz von dem was die sonst so tun oder gar konkret getan haben hinzuweisen.
Immer nach dem Motto der zweck heiligt die mittel.
Da werden Dinge als Aktivistische Aktion "verniedlicht" die in anderem Zusammenhang durchgeführt schlicht als eine Straftat gewertet werden würde.

Ein sehr wichtiges Beispiel wären für mich die Aufnahmen von Flüchtlingsbooten 2016 bei denen gezielt immer nur die Ecken gezeigt worden sind mit Frauen und Kindern, wobei das boot zum großen Teil von Männern besetzt war.
Das hat in mir damals mein bisher Felsenfestes vertrauen in die Neutralität des ARD erschüttert.

Ein anderes Beispiel ist die Überproportionale Aufmerksamkeit die Impf- und Maskengegner erhielten in den letzten anderthalb Jahren.

Aktivismus ist demnach für mich durch gezielte Berichterstattung die Öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Weiters Beispiel: die WDR Sendung Markt vom 26. Mai 2021.
In dieser Sendung wird von der Moderatoring - während sie die rote Mao Bibel hochhalt - Mao Zedongs gelobt, durch dessen "Weitsicht" China im 21. Jht. zu einem Industrieland geworden ist.
Der Fakt das es durch Maos Politik des großen Sprunges zu eine Hungersnot mit mehreren Millionen Toten gekommen ist, und das es erst die späteren marktwirtschaftlichen Reformen des Deng Xiaopings gewesen sind die Chinas Aufstieg ermöglicht haben werden nicht erwähnt, da sie dem gewünschten Narrativ nicht entsprechen.

Gutes Beispiel. Und davon gab es letztens auf Welt.de jede Menge mehr. Dieser permanente Meinungsjournalismus zur Umsetzung einer eigenen politischen Agenda gehört nicht in die ÖR-Medien.

https://de.wikipedia.org/wiki/Malcolm_Ohanwe
Dieser "Journalist" hat auf Twitter ein Bild, das den Diktator Idi Amin zeigt der sich von weissen Menschen auf einer Sänfte tragen lässt, mit den Worten kommentiert: "Mein feuchter Traum".
Auf den Hinweis das es sich bei Idi Amin um einen Hitlerfan, Diktator und Massenmörder handelt versuchte der Herr diesen Kommentar mit seinen Wissenslücken zu relativieren.
Ein "Journalist" der nicht einmal in der Lage ist google zu bedienen um Informationen über Idi Amin zu bekommen hat IMHO bei der ARD keinen Platz, ausser als Aktivist.

Schau Dir die grüne, kurzstudierte Kanzlerkandidatin an. Im Vordiplom ein paar Semester Politikwissenschaften studiert. Und dann voller Überzeugung erklären, die soziale Marktwirtschaft hätte die SPD erfunden. Ludwig Erhardt würde das sicher anders sehen. Es ist ein großes Problem, dass die Allgemeinbildung inzwischen schon als solche gilt, wenn nur Halbwissen vorhanden ist. Den Rest kannst Du ja googlen ...

Ein Beispiel wäre doch die puls-"Reportage" über Sexismus im Gaming, in der Ergebnisse eines Experiments nachweislich gefälscht wurden. Da wurde zum Glück reagiert, die offline genommen und puls-Reportage scheint ja gerade eine "Umstrukturierung" zu bekommen.
Oder auch funk bei Instagram, wo Viertelwahrheiten über die Coronaimpfung mit Astrazeneca und dessen mögliche Nebenwirkungen verbreitet wurden, um eine Brücke zum Feminismus herzustellen. Auch dort gab es ein paar Tage später eine Richtigstellung, aber da war der Schaden schon vollendet, weil es zu dem Zeitpunkt schon längst viral gegangen war.

Gespeichert von Nicolas_Ker am Mo., 31.05.2021 - 16:42

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Man sollte alle Generationen mitnehmen und wissenschaftlich mit belegten Fakten berichten. Themen wie „Klima und Umwelt“ sollten nicht zu kurz kommen und aufklären, statt abzuschrecken.

Dem kann ich nur zustimmen. Die ARD sollte ihrer Bildungsfunktion nachkommen und regelmäßig über den aktuellen Stand der Wissenschaft berichten. Es ist eine schwierige journalistische Herausforderung, die teilweise sehr technischen und drögen Abhandlungen ansprechend und dennoch den Tatsachen entsprechend darzustellen.

Dafür braucht man gute Journalisten, die wissen und selbst verstehen, worüber sie gerade berichten. Ich finde es auch extrem wichtig, nicht immer unter den Tisch fallen zu lassen, was dem eigenen Standpunkt gerade nicht zuträglich ist. Eine ausgewogene Berichterstattung weist auch daraufhin, wenn Sachverhalte strittig und kontrovers diskutiert werden und macht die diesbezüglichen Quellen deutlich. Alles andere ist Meinungsjournalismus.

Gespeichert von Herbert S. am So., 06.06.2021 - 13:21

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Die Trennlinie ist ja nicht nur unscharf, es gibt mehrere Themen, wo es mir nicht einleuchten würde, warum Journalisten da neutral (so verstehe ich ihre Kritik an der Vermischung) bleiben sollten:
Neutral gegenüber Hungersnöten, Neutral gegenüber einer Pandemie, Neutral gegenüber Klimaschutz, Neutral gegenüber Rechtsextremius, Neutral gegenüber Demokratie, Neutral gegenüber Pressefreiheit, Neutral gegenüber Korruption, Neutral gegenüber Einsatz von Steuergeldern.

Ich glaube, wenn Journalismus gegenüber diesen Themen wirklich neutral, also indifferent wäre, dann würden die Journalisten ihren Job nicht machen.

Da haben Sie mich falsch verstanden. Ich habe mit voller Absicht nie das Wort "neutral" benutzt. Mir geht es eher um Ausgewogenheit und Objektivität. Gerade im jungen Journalismus der ÖR sieht man immer wieder, dass wichtige Aspekte, welche teilweise essenziell für das Verständnis der Thematik sind, in der Berichterstattung außen vor gelassen werden, damit das eigene Narrativ nicht gefährdet wird. Ich meine damit die Trennlinie zwischen der Vermittlung von Information und reiner Meinung.

Ok, verstanden. Danke für die Klarstellung. Und ich würde so auch zustimmen. Wenn ein Ereignis erst einmal als Nachricht ausgewählt ist, dann sollte zunächst einmal eine umfassende Darstellung erfolgen.

Ich würde hier lediglich einwenden, dass 1. die Auswahl eines Ereignisses als Nachrichten bereits auf ein Wertefundament aufbaut und 2. selbst bei größter Präzision in verwendeten Begriffen auch immer mehr als nur reine Information mitschwingt.