Auslandsberichterstattung ist unausgewogen und blickt zunächst auf die USA

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Auslandsberichterstattung ist unausgewogen und blickt zunächst auf die USA

Meinungen

In den Nachrichten- und Magazin-Sendungen wird der Eindruck vermittelt, das Agenda-Setting komme direkt von CNN oder eine anderen Station aus den USA. Die Berichterstattung über einen Waldbrand in Kalifornien, Schneefall in New York oder wochenlang Beiträge über die bevorstehende Wahl einer Richterin oder Missbrauchsvorwürfe gegen den Filmproduzenten ist eindeutig in der Wertigkeit für Mitteleuropa nicht relevant. Kurz: Ich erfahre irrelevante Dinge mehr über die USA als wichtige Informationen über unsere europäische Nachbarn.
Weltweit gesehen kommt über bestimmte Regionen (z. B. China/Hongkong, Venezuela oder Ukraine) kein Beitrag ohne Wertung oder Kommentierung aus. Andere Weltregionen (z. B. Zentralasien, Papua-NeuGuinea, Samoa oder Westafrika) finden fast keinen Raum.
Ich wünsche mir mehr Fakten und weniger Kommentare - ohne oberlehrerhafte, arrogante journalistische Draufsicht.

Kommentare

Gespeichert von Echt Jetzt am Mo., 31.05.2021 - 16:52

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Obwohl ich mich auch über mehr Berichte aus Papua Neuguinea freuen würde, kann ich Ihre Einschätzung bezüglich der Nichtwichtigkeit der USA - Themen so nicht teilen - auch nicht den Eindruck, dass da grundsätzlich mehr oder wenig kommentiert würde. Aber insgesamt gibt es sicher in mehr Berichten eine Tendenz weniger mutig zu differenzieren - oder ich nehme das mit zunehmender Lebenserfahrung nur einfach anders wahr.

Gespeichert von Dr. Achim Epping am Mo., 31.05.2021 - 17:19

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Auch diesem Kommentar kann ich nur 100% zustimmen. Ich bin nun wirklich kein Fan von Donald Trump gewesen aber die Art der polarisierten Berichterstattung wie sie hier bei uns im ÖRR über ihn und die USA in der Zeit stattgefunden hat war schon zutiefst beschämend. Der Mensch war mir auch in jeder Hinsicht zutiefst unsympathisch allerdings fehlte mir in der Darstellung hier schon jedes Maß. Wo wurde da mal darauf hingewiesen, dass es real existierende Probleme waren die er da so angesprochen hat. Ob seine Lösungen sinnvoll und zielführend waren ist dabei erst mal nicht so maßgeblich, allein schon die Existenz eines Problems wurde ja geradezu bestritten wenn es nur von ihm angesprochen wurde. Und ob dieser Obsession der Trump/US Berichterstattung sind praktisch alle anderen wichtigen Themen dieser Welt in der Berichterstattung zu kurz gekommen.
Und was ich auch komplett vermisse, ist einmal eine vertiefte Hintergrunds Berichterstattung über das Ausland. z.B. Wo sind denn in einer Auseinandersetzung die eigentlichen Konfliktlinien und tieferen ggf. auch geostrategischen Ursachen von Konflikten. Was sind die Interessen der Konfliktparteien. Und dabei bitte dann mal ohne Wertung einfach nur Sachinformation. Ob ich einen Beweggrund in einem Konflikt dann für legitim und / oder nachvollziehbar halte vermag ich durchaus selber zu beurteilen da brauche ich niemanden der mir erklärt wie ich das finden sollte.

Volle Zustimmung. Ich hatte in der Trump-Amtszeit auch oft das Gefühl, dass man dort mit USA-Kritik möglichst viel Sendezeit füllen will, um sich dann weniger mit dem Politikversagen vor der Tür auseinandersetzen zu müssen. Insbesondere im heute journal fiel dieses Schema stark auf.