Grenzen der Meinungsvielfalt klarer kommunizieren

Menschen und Meinungen

Grenzen der Meinungsvielfalt klarer kommunizieren

Meinungen

Auf dieser Plattform finden sich viele Beiträge, die für mehr Meinungsvielfalt plädieren und ich möchte mich da auch einreihen.

Dennoch sollte man dabei nicht vergessen, dass es auch Grenzen der Meinungsvielfalt gibt und die sollte die ARD klarer kommunizieren, damit die Appelle für Ausgewogenheit und Meinungsvielfalt nicht als trojanisches Pferd benutzt werden, um das Wertefundament der ARD auszuhöhlen.

Fangen wir mal einfach an: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist keine Meinung, bei der sich deren Vertreter die Hoffnung machen sollten, dass sie in der ARD als legitimer Standpunkt akzeptiert wird.

Die ARD sollte eine Liste mit Beispielen führen, welche Meinungen illegitim sind.

Kommentare

Gespeichert von Roman Roell am Di., 15.06.2021 - 17:07
ARD-Themenpat:in

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Hallo Herbert S, sehr guter Punkt. Meinungen und Ideologien sind zwei Paar Stiefel. Jetzt kommt es noch auf die Abgrenzung an. Bei vielen Themen ist die einfach, bei manchen aber leider nicht so. Viele Grüße Roman

Von Ideologien schreibe ich hier zwar nichts, aber in Ordnung. Wenn Sie es nur mal bei den einfachen Themen aussprechen würden, wäre schon viel gewonnen.

Ich bin mir sehr sicher, dass nicht wenige hier im Forum überhaupt keine Diskursgrenzen akzeptieren.

Viele hier würden nichts dabei finden, wenn die ARD über die Frage diskutieren würde, ob die EU Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen sollte.
Viele hier würden sagen. Was ist das Problem? Ein einfaches PRO und CONTRA, so dass alle Meinungen dazu abgedeckt sind.

Wie kommen Sie zu der Überzeugung, dass viele im Forum keine Diskursgrenzen akzeptieren? Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben, würden einige aber wahrscheinlich schon darüber diskutieren wollen, ob der Rettung im Mittelmeer automatisch eine Verbringung in die EU folgen muss. Wer andere Lösungen ins Spiel bringt, landet im öffentlichen Diskurs schnell in einer gewissen Ecke. Da spielt dann Ideologie sehr wohl eine Rolle. Wer im Zusammenhang mit Migration über Finanzierbarkeit oder Sozialsysteme diskutiert, ist mindestens herzlos.. wenn nicht mehr. Und wer für bedingungslose Zuwanderung plädiert hat die Moral auf seiner Seite. Würden Sie diese Diskussion ausblenden? Viele Grüße Roman

Genau hier liegt das Problem, jede Aussage wird sofort in eine Schublade gesteckt, es herrscht allgemein wie auch in den Medien kaum noch ein vernetztes denken (Hier mal nach Frederic Vester suchen). So kann eine vermeintlich korrekte moralische Entscheidung genau in das Gegenteil abdriften. Ich könnte hier Beispiele nennen, aber die 700 Zeichen lassen es nicht zu sich so auszudrücken, dass man auch nicht missverstanden wird.

Ein kleines Beispiel trotzdem. Egal was die AfD sagt, es wird gebetsmühlenartig abgelehnt, weil es halt von der AfD kommt. Die Entscheidung ist politisch motiviert und es werden vielleicht Chancen vertan. Ich kann die Ablehnung der AfD verstehen, ->

aber der Umgang damit macht einen nicht zu einem besseren Menschen. Was wenn die AfD ab jetzt nur noch das Gegenteil behauptet von dem was sie erreichen möchte...

Es gibt viele Themen die anzupacken sind. Aber es sollte gerade die Aufgabe des ÖRR sein hier tiefer zu blicken, das Geld der Beitragszahler wäre gut angelegt. Und hier gilt es überparteilich zu werden, und weniger parteipolitisch.

Ich denke, alle Themen, die eine große Anzahl an Menschen bewegen, müssen diskutiert werden dürfen. Parteistrategen sind ja sehr schlau. Wenn sie merken, dass eine Strategie zieht, dann wird das natürlich weiter gemacht. Wenn Empörung eine unliebsame, öffentliche Diskussion stoppt, dann ist das Ziel für die Partei erreicht. Und wenn Talkrunden die immer gleichen Überschriften wenig hinterfragt akzeptieren und bloße Behauptungen einfach stehen lassen - warum sollten Politiker sich dann ändern? Eins bedingt das andere. Viele Grüße Roman

Das ärgerliche an einem großen Teil der Medienberichterstattung ist aber ja gerade, dass Skandale und Empörung transportiert werden. Oder - schlimmer noch - gezielt provoziert werden.

Das "Wahre, Gute, Schöne" bleibt dagegen ausgeblendet.

Ich würde diese Diskussion nicht ausblenden, nein. Ich wüsste auch nicht, wo sie Diskursgrenzen verletzen würde.

Aber jetzt reden wir schon wieder darüber, was alles geht. Lassen Sie uns doch diesen Beitrag mal nutzen, um darüber diskutieren, was nicht geht.

Wie wäre es, wenn Sie bei den nächsten Beiträgen zu Ausgewogenheit und Meinungsvielfalt auch mal nach den Grenzen fragen?

Das einfache Pro/Contra über jede Frage, ist eine oberflächliche, populäre Idee. Die muss man schon mal herausfordern.

Pro/Contra: Menschen ertrinken lassen
Pro/Contra: Ehe mit Minderjährigen
Pro/Contra: Erde ist eine Kugel
Pro/Contra: Sklaverei
Pro/Contra: Rassentheorie

Probieren Sie es doch mal aus

Ohne kulturellen Kontext geht das nicht. Ehe mir Minderjährigen - hier: definitiv nein. Aber andere Kulturen sehen das anders. Menschen ertrinken lassen: definitiv nein. Aber andere sagen: sie bringen sich vorsätzlich in diese Situation. Erde ist eine Scheibe: Gegenteil erwiesen - kein Thema für eine Diskussion. Rassentheorie: Es ist Fakt, dass z. B. der Körperbau der Menschen nicht in allen Regionen der Erde derselbe ist. Andere Genetik. Ohne Ideologie problemlos zu diskutieren. Aber wer aus Themen eine ideologische Debatte machen möchte, wird es immer schaffen. Mit ist immer schleierhaft, wie Menschen soviel Spaß an negativem Spin in ihrem Leben haben wollen. Viele Grüße Roman

Der kulturelle Kontext ist der einer Redaktion der ARD. Ich dachte, es wäre klar, dass es hier um die ARD geht.

Ansonsten: Ich finde einige ihrer Haltungen hier problematisch, aber ich will nicht darauf eingehen, um den Faden nicht zu verlieren.

Es ging ja um Grenzen.

Vielleicht drehen wir den Spieß mal um und Sie geben mal Beispiele für Diskussionen und Standpunkte, die außerhalb der Diskursgrenzen liegen.

Und noch mal auf den Eingangsbeitrag gemünzt. Sollten die Redaktionen der ARD Ihrer Meinung nach deutlicher formulieren, was nicht geht?

Ich meinte den kulturellen Kontext, in dem das Thema betrachtet wird. Der Blick auf ein Thema verändert sich je nach Land. Ein Deutscher bewertet Dinge anders als z.B. ein Ägypter, Italiener, Kanadier, Inder, Türke etc. Eben im Kontext seiner Kultur und Lebenswirklichkeit.
Klar geht es um die ARD, aber wir müssen schon die jeweilig möglichen anderen Sichtweisen im Blick haben, wenn wir gerade internationale Themen angehen. Den Rest beantworte ich Ihnen unten. Jetzt wüsste ich aber gerne, welche meiner Haltungen Sie hier problematisch finden?

> Jetzt wüsste ich aber gerne, welche meiner Haltungen Sie hier problematisch finden?

Gut, das bin ich dann wohl schuldig.

Da ist zum einen das Thema Rassentheorie. Ich denke nicht, dass diese stark mit Rassismus verwobene Theorie ernsthaft in einer Sendung diskutiert werden sollte. Proponenten dieser Theorie – die es ja durchaus noch immer gibt – sollte keine Bühne bekommen. Als historische Idee kann man das natürlich redaktionell verarbeiten.

Das andere ist die "Nein. Aber" Konstruktion, die sie verwenden. Das weicht die vorher gegebene klare Kante doch wieder auf. Den Teil in der Aber-Klausel finde ich hingegen gar nicht problematisch. Darüber lässt sich trefflich streiten.

Au, da haben wir uns glaube ich ganz falsch verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass Rassentheorie in einer Talksendung diskutiert werden soll. Punkt. Kein "aber" in dem Zusammenhang.

Hier zeigt wunderbar die politische und ideologische Einseitigkeit des ÖRR in dem man Menschen automatisch kategorisiert in Gut und Böse, je nach, ob es die eigenen Einsichten entsprechen.

Gut:
" Und wer für bedingungslose Zuwanderung plädiert hat die Moral auf seiner Seite."

Böse:
"Wer im Zusammenhang mit Migration über Finanzierbarkeit oder Sozialsysteme diskutiert, ist mindestens herzlos.. wenn nicht mehr."

Ich kann man sogar die fehlende Neutralität in den Themen sogar bei den Moderatoren sehen.

@Libertarian: Ähm, was nochmal genau bestätigt hier meine fehlende Neutralität? Ich habe einiger Beispiele aus Diskussionen angeführt, die Menschen sofort in eine Ecke stellen, wenn sie diese Statements äußern, um die bisher üblichen Leitplanken eines Diskurses zu illustrieren. Also wer z.B. in eine gewisse Richtung argumentiert, wird öffentlich mindestens als herzlos dargestellt. Das war nicht meine Meinung, dass so jemand herzlos ist. Wenn Sie mich aber vorsätzlich falsch verstehen wollen, um Ihre vorgefasste Meinung über Moderatoren der ARD bestätigt zu sehen, dann können wir zwei uns glaube ich die Zeit sparen. Viele Grüße Roman

Also erst einmal ist es falsch. Herr Roell schildert hier nicht seine persönliche Haltung, sondern schildert seinen Eindruck, wie der öffentliche Diskurs auf die Vertreter der jeweilen Position reagiert.

Aber unabhängig davon: Sagen Sie doch mal, ob man wirklich ALLES – also JEDES THEMA – neutral, ausgewogen und mit Pro/Contra diskutieren sollte.

Gibt es für Sie irgendwo eine rote Linie, wo der ÖR sagen sollte: Nein, das diskutieren wir hier nicht. Oder: Dieser Standpunkt ist inakzeptabel, dem bieten wir keine Bühne? Und anders herum: Gibt es für Sie keine Standpunkte, mit denen sich die ÖR gemein machen sollten? Auch nicht mit Demokratie, Pressefreiheit, Menschenwürde?

Macht man sich gleich mit etwas gemein, wenn man es diskutiert? Zuerst muss doch geklärt werden, ob die Relevanz eines Themas groß genug ist, um das Thema im Fernsehen zu besprechen. Das ist schon mal die erste Hürde. Dann muss festgestellt werden, welche konstruktiven, lösungsorientierten Sichtweisen auf das Thema existieren. Das muss die Leitschnur sein. Zu ihren Punkten Demokratie, Pressefreiheit, Menschenwürde - darauf fußt unsere gesamte Gesellschaft - unser Wertesystem. Ein Angriff darauf ist die rote Linie. Aber manche Themen sind leider im Graubereich. Von hohem Interesse für die Gesellschaft, aber wohl nur mit einer Mischung von Moral und Pragmatismus zu diskutieren und zu lösen.

> Macht man sich gleich mit etwas gemein, wenn man es diskutiert?

Nein, natürlich nicht.

> Zu ihren Punkten Demokratie, Pressefreiheit, Menschenwürde - darauf fußt unsere gesamte Gesellschaft - unser Wertesystem. Ein Angriff darauf ist die rote Linie.

Das ist mir und Ihnen klar. Es gibt jedoch eine lange Tradition der Agitation gegen Journalisten und Nachrichtenmedien, die versucht durch den Vorwurf der fehlenden Neutralität und Unausgewogenheit diese Linien zu verschieben. Sie gehen dabei beliebig weit runter und verlangen auch da Ausgewogenheit.

Das hat mit dem Talk Radio, Rush Limbaugh und dem Liberal-Bias-Vorwurf in den USA angefangen. Ist aber auch hier sehr stark angekommen.

Wann ist die "Relevanz" gegeben. Da wurde nicht immer nachvollziehbar argumentiert, es gibt es ja die traurigen Beispiel von unterdrückten Meldungen.

z.B. die Weigerung der ARD über den Mord an Maria L. in Freiburg zu berichten. Der Täter war ein in Griechenland zu 10 Jahren Haft verurteilter Gewaltverbrecher. Warum konnte dieser nur ein Jahr nach seiner Verurteilung dort nach Deutschland einreisen?
Wohl kaum nur eine Frage "von lokaler Bedeutung" - so lautete damals die ARD-Begründung zur fehlenden Berichterstattung.

Gespeichert von Alrik am Di., 15.06.2021 - 22:16

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IMHO eine illegitime Meinung:
Personen rechts von der Linken als Nazis zu bezeichen und damit das dritte Reich und die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten zu verharmlosen.

Oder Forderungen das die lybische Küstenwache wegschauen soll wenn sich Flüchtlinge - die meist nicht aus Lybien stammen - in seeuntüchtigen Booten ins Mittelmeer stechen und sich in Lebensgefahr begeben.
Viele NGOs hetzen gegen die lybische Küstenwache und fordern die EU auf diese nicht mehr zu finanzieren, auch wenn dadurch mehr Menschen ertrinken.

Politische Player werden immer versuchen, durch Framing oder gewisse andere Taktiken ihre Interessen in den Fokus der öffentlichen Diskurs zu bekommen und damit möglichst viel Reichweite zu generieren. Dabei wird meist mit plakativer Vereinfachung gearbeitet. Sonst bekommt man die Botschaft ja auch nicht an den Empfänger. Aber genau diese Botschaften zu hinterfragen und mit Fakten einzuordnen, das ist unser Job. Und der wird in einer immer komplexeren und schnelleren Welt nicht einfacher. Viele Grüße Roman

Gespeichert von Kollerp am Mi., 16.06.2021 - 18:12

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Mensche ertrinken lassen, um das geht es doch gar nicht. Es geht darum das automatisch alle nach Europa gebracht werden, das wissen Sie doch! Warum verbreiten Sie dann solch eine Unsinn. Das Seenotgesetz schreibt vor dass gerettete Menschen in jeden beliebigen Hafen gebracht werden dürfen. Warum weden immer andere Lügen verbreitet?
Es gibt nicht nur die Flüchtlinge, stellen Sie sich vor, Europa wohnen auch Menschen, die das nicht wollen.

Es ist doch völlig egal, worum es Ihnen geht oder was Sie meinen, worum "es" geht oder nicht geht.
Es gibt doch wohl bei einigen Bürgern in Deutschland den Standpunkt, dass man das Ertrinken von Menschen in Kauf nehmen muss. Es gibt auch Bürger, die wollen das Boote aufs Mittelmeer zurückgedrängt wird.
Es geht mir darum, ob die Befürworter von absoluter Meinungsvielfalt auch solche Fragen diskutiert sehen wollen? Oder ob hier Grenzen überschritten werden? Viele Befürworter verwehren sich gegen jedwede Diskursgrenzen.

Gespeichert von Kollerp am Mi., 16.06.2021 - 20:22

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Warum haben Sie Angst vor anderen Meinugen, das Sie verhindern, das diese
diskutiert werden. Warum trauen Sie sich nicht, auf meine Argumente zu antworten, Sie moralisieren nur.

Ich bin doch auf Ihr Argument eingegangen. Ich habe ihrer Behauptung "Mensche ertrinken lassen, um das geht es doch gar nicht" widersprochen und das begründet. Sie gehen darauf wiederum nicht mehr ein. Müssen Sie natürlich auch nicht. Jeder ist frei jederzeit aus einer Diskussion auszusteigen.

Gespeichert von Nachrichtenfreak am Do., 17.06.2021 - 06:37

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Die Grenze der Meinungsvielfalt darf bei einer ÖR Institution nur in den Gesetzen gesucht werden. Alles andere wäre Willkür und öffnete das Tor zur politischen Meinungssteuerung ("Zensur"). "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" ist in diesem Sinne nur dann "keine Meinung", wenn diese Äußerung strafbar oder sonstwie rechtswidrig wäre. Anders ausgedrückt: Sie kann also möglicherweise eine veröffentlichungsfähige Meinung sein; es bleibt anderen unbenommen, eine Gegenrede zu veröffentlichen. Daher liegt das eigentliche Problem in der (ggf. auch gezielten) Schwammigkeit der Formulierung von Grenzen wie sie etwa in dem Beispiel "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" deutlich wird.

Das sehe ich, wie nicht anders zu erwarten, anders. Ich denke, dass die Redaktionen der ARD durchaus weitere Kriterien anlegen sollten als die Strafbarkeit von Äußerungen.

Einige Kriterien sind ja bereits im Programmauftrag enthalten, z.B. Achtung der Menschenwürde.

Ich gebe Ihnen aber insofern Recht, dass diese nicht immer adhoc und willkürlich geschehen sollte, sondern klarer definiert. Deswegen der Titel "Grenzen der Meinungsvielfalt klarer kommunizieren". Aktuell gibt es ja auch faktische Diskursgrenzen. Die sind aber nicht ausgesprochen. Eine Klarstellung wäre auch nicht zuletzt deswegen gut, dass diese Grenzen dann auch wiederum der öffentlichen Debatte zugänglich wären.

Gespeichert von Kollerp am Do., 17.06.2021 - 10:59

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Die Grenzen per Grundgesetz sind nicht das Problem, wenn andere Parteien total ignoriert werden (AFD), andere Meinungen nicht veröffentlicht werden, das ist Zensur und praktiziert der ÖR in erschreckender Weise.