ARD-Hörfunktransponder erhalten!

Das beschäftigt mich außerdem...

ARD-Hörfunktransponder erhalten!

Heute wurde bekannt, dass die ARD ihre Hörfunkprogramme in HiFi-Qualität über DVB abschalten will! Ein Unding für Millionen Beitragszahler!
Anstatt die SD-Programme abzuschalten, entfernt ihr die einzige Möglichkeit alle ARD-Radios europaweit ohne Internet zu hören. WARUM?
Die Programme werden bereits Mitte Juli verteilt auf bestehende TV-Transponder mit 128kbit/s in AAC-LC und damit auf dem Niveau der Internet-Livestreams neu aufgeschaltet.

Problem: AAC-LC ist mit DVB-S(2) NICHT normkonform, alle DVB-S-Radio sind ab 2022 unbrauchbar, denn die beherrschen nur MP2 und AC3.

Warum terrorisiert ihr die Beitragszahler in dieser Form?
Da denkt doch keiner mehr nach bei euch?!

Kommentare

Gespeichert von Jamelano am Mo., 14.06.2021 - 20:34

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Woher haben Sie die Information mit der Bitrate? Diese habe ich den heutigen Meldungen nicht entnehmen können.

Ist AAC-LC tatsächlich nicht DVB-S(2)-konform? Immerhin wird es teilweise bei DAB+ eingesetzt und dort zum Beispiel bei Bitraten von 144 kbit/s als gut beurteilt, z. B. bei hr2.

DAB+ ist, wie der Name schon sagt, nicht im DVB-Konsortium. Also etwas ganz anderes.
Die technischen Details zur Ausstrahlung wurde den Kabelnetzbetreibern vorab mitgeteilt.
Es gibt übrigens eine Petition, die sich für den Erhalt der bisherigen Ausstrahlung einsetzt, bitte unterschreiben und teilen!

https://www.openpetition.de/petition/online/ard-radio-via-satellit-und-…

"Ist AAC-LC tatsächlich nicht DVB-S(2)-konform? Immerhin wird es teilweise bei DAB+ eingesetzt und dort zum Beispiel bei Bitraten von 144 kbit/s als gut beurteilt, z. B. bei hr2."

DVB-S/S2 ist nicht DAB+. AAC ist als Audiocodec in DVB-S/S2 möglich, aber nicht zwingend für Empfangsgeräte vorgeschrieben. Das regelt jeder (territoriale) Markt für sich separat. In Skandinavien ist AAC durchaus in Nutzung. Im deutschsprachigen Raum wurde es bislang nur für wenige Programme verwendet, von denen keines lange überlebte. Hier ist alles MPEG 1 Layer II bzw. MKT ist AC3. Sogar die neuen "digitalen Kabelradios", vorrangig für ARD-Hörfunk gekauft, unterstützen kein AAC. Da droht eine Katastrophe.

Die Bitraten für den ARD-Hörfunk sind noch nicht kommuniziert, dürften sich aber zwischen 128 und 160 kBit/s einpendeln, für die Kulturprogramme wohl um die 256 kBit/s oder etwas mehr (da soll ja der Mehrkanalton mit rein). LC-AAC spart im Bereich hoher Qualität ca. 64 kBit/s gegenüber MPEG 1 Layer II bei jeweils vergleichbarer Qualität. Also entsprächen 320 MP2 etwa 256 LC-AAC, 256 MP2 entsprächen etwa 192 LC-AAC, 224 MP2 entsprächen etwa 160 LC-AAC. Darunter sollte man nicht gehen, wenn man eine "unhörbare" Datenreduktion haben will, was für den "Wohnzimmer-Distributionsweg" auch dringend geraten ist. Siehe https://api.semanticscholar.org/CorpusID:49188017 - Figure 1 links und mitte.

Gespeichert von BroadcastMirror am Di., 15.06.2021 - 12:29

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Einerseits möchte man die SD-Kanäle weiterhin nicht abschalten (außer ARD-alpha, guckt anscheinend niemand), weil die Hauptzuschauerschaft von ARD und ZDF schon etwas betagt ist und man denen keine Technikaffinität zuschreiben mag.
Durch die Corona-Pandemie hatte man ein weiteres Argument, dass man jetzt nicht abschalten könne.

Wie sieht eigentlich derzeit die Verantwortlichkeit aus? Welche ARD-Anstalt bestückt und betreibt denn momentan den Hörfunktransponder mit den MP2-Programmen inkl. SR und ARD-alpha?
Die neuen Frequenzen für die AAC-Ausstrahlung sprechen ja für einen Wechsel nach Brandenburg zum ARD-Digital Playoutcenter

Gespeichert von Anna_ARD am Di., 15.06.2021 - 18:02
Team ARD

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Hallo BroadcastMirror,

schade, dass du mit unseren Verbreitungswegen unzufrieden bist. Wir halten natürlich weiter daran fest, unser Programm über Satellit zu verbreiten – in gewohnter Tonqualität, aber mit geringeren Kosten. Die allermeisten Menschen, die unsere Radioprogramm via Satellit nutzen, müssen lediglich einen Sendersuchlauf durchführen. Wenn du noch Fragen zu dem Thema hast, wende dich gerne an unseren technischen Zuschauerservice per Mail, Telefon, oder Post: https://www.ard-digital.de/kontakt/e-mail

Lieben Gruß
Anna (ARD)

Liebe Anna,
bei der DAB+ Verbreitung hört man bereits, dass die ARD mit der AAC-Codierung kein glückliches Händchen hat. Zugegeben, man verwendet dort "HE-AAC v2" und ihr plant für DVB "AAC-LC", aber wenn ihr solch niedrige Bitraten wie in den Webstreams verwendet dann ist die Qulität nicht, wie Du meinst "in gewohnter Tonqualität" sondern wesentlich schlechter. Ich würde mich sehr freuen und Dir einen Herzlichen persönlichen Dank aussprechen, wenn Du die Kritik nochmal in eine Besprechung mitnehmen würdest. Und warum haltet ihr als ARD an der SD-Ausstrahlung fest? DAS ist der wahre Geldverbrenner. Außerdem hat das ZDF auf seinen zwei HD-Transpondern mehr als genug platz für die Radioprogram

me, aber da scheitert es wieder an der Zusammenarbeit, obwohl ihr als RBB mit der Mittagsmagazin-Produktion doch schon geübt seid mit Synergieeffekten.

Anna (ARD) schreibt:
"Wir halten natürlich weiter daran fest, unser Programm über Satellit zu verbreiten – in gewohnter Tonqualität"

Kann es sein, dass diese Information nicht ganz richtig ist? Im Sinne umfassender Transparenz gegenüber dem Gebührenzahler bitte ich um die Veröffentlichung der exakten und vollständigen technischen Parameter der geplanten Umstellung für alle ARD Radioprogramme via Satellit (und damit wohl auch im Kabel bei DVB-C Radio?).

Ich hoffe auf Dialog.

Hallo Anna,
ich ahne, dass man schon versucht, die Audioqualität in einem Bereich zu halten, der keine / kaum hörbare qualitative Einbuße bringen wird. Das Problem mit der Gerätekompatibilität bleibt aber: viele der in Deutschland genutzten Receiver (auch HD-Receiver höchstwertiger Art!) bleiben bei AAC stumm. Auch die seit 3 Jahren in D verkauften DVB-Kabelradios bleiben mit AAC stumm. Ein Hersteller schreibt das inzwischen auch auf den Produktseiten. Kabel-UKW-Umsetzer werden stumm bleiben. Und AAC-Mehrkanalton wird so gut wie gar nicht unterstützt. AVR decodieren es nicht und DVB-S2/C-Receiver transcodieren es nicht. Es droht eine Katastrophe. Wir brauchen Layer II UND hohe Bitraten!

Gespeichert von Adam am Di., 15.06.2021 - 22:41

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1+

Gespeichert von mjens am Sa., 19.06.2021 - 12:03

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Radio über Sat ist eine Randerscheinung. Es ist wohl eine Minderheit, die Radio über Sat nutzt und von denen sind es auch nur die mit alter Hardware, die sich dann nach einer Alternative umsehen muessen.
Ich finde die Einsparung begrüssenswert und hoffe dass die SD Abschaltug schnellstmöglich folgt, da es nicht wirtschaftlich ist für eine "handvoll" Radiohörer einen eigenen Transponder zu betreiben.

Radio via Sat findet auch seinen Weg in die Kabelnetze, ist dort also meist die Quelle des Hörfunkempfangs. Allein die fürs Kabel neu entwickelten Radio-Empfangsgeräte wurden in den vergangenen 3 Jahren zu ca. 400.000 - 500.000 Exemplare verkauft. Laut https://www.die-medienanstalten.de/fileadmin/user_upload/die_medienanst… S. 18 liegt die Haushaltsausstattung bei DVB-S/C-Radio gleichauf mit DAB+. Abb. 5 auf S. 24 zeigt, dass wieder knapp Gleichstand mit DAB+ herrscht. Das ist keine Nische, das ist der qualitativ beste Empfangsweg und ohne IP-Infrastruktur zu haben. Sehr wertvoll, den Hörfunk so beisammen zu haben.

Gespeichert von Alrik am Sa., 19.06.2021 - 16:28

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Mein Gott, als ob die Beitragszahler ein Recht auf Rundfunkempfang hätten.
Zur Info: das haben sie nicht.
Die Beitragspflicht ergibt sich aus der theoretischen Nutzung des Rundfunks, dafür reicht es aus wenn die ÖR Medien ihr Programm frei empfangbar verbreiten, z.B. über das Internet.

"Die Beitragspflicht ergibt sich aus der theoretischen Nutzung des Rundfunks, dafür reicht es aus wenn die ÖR Medien ihr Programm frei empfangbar verbreiten, z.B. über das Internet."

Ausgerechnet Radio via Internet ist nicht "frei empfangbar". Man hat Infrastrukturkosten, braucht also eine Daten-Flatrate. Kann mir niemand sagen, dass die in weiten Teilen des Landes gratis angeboten würde.

Satellit ist "frei" - keine laufenden Kosten außer Unterhalt der Empfangsanlage bei Individualempfang. Ich weiß zumindest sehr zu schätzen, den ARD-Hörfunk (für mich vor allem Bayern 2 und die anderen Kulturwellen) in bester Audioqualität via Satellit zur Verfügung zu haben.

Gespeichert von Adam am Mo., 21.06.2021 - 09:48

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Allein das WDR Fernsehen wird über Satellit 22 mal ausgestrahlt. 11x in HD und 11x in SD.

Im Klartext, die Satellitenübertragung eines einzigen Programms verbraucht die Übertragungskapazität von 22 TV Programmen! Lediglich 30 Minuten am Tag (Mo - Fr) unterscheidet sich das Programm überhaupt für regionale Infos, (die leider viel Belangloses und kaum Information bieten, siehe auch:
https://www.ard-zukunftsdialog.de/comment/reply/node/1460/comment/4249 )

Mein Vorschlag: 10 der 11 SD Übertragungen streichen. Der Unterschied zur Kapazitätskürzung beim ARD Satellitenhörfunk ist, der Zuseher hat (gute) Alternativen, beim Radio ginge hingegen ein Stück Radio- und Hör-KULTUR verloren.