Berichten nicht Erziehen, Meinungsvielfalt abbilden

Menschen und Meinungen

Berichten nicht Erziehen, Meinungsvielfalt abbilden

Meinungen

Unerträglich geworden ist der - jedenfalls für mich so wahrgenommene - sogenannte "Haltungsjournalismus". Ich finde es teilweise geradezu anmaßend, wie ich durch Sendungen wie "Monitor", "Panorama" und "Kontraste" vollkommen einseitig mit dem links-grünen Weltbild der Moderatoren:Innen konfrontiert werde. Ja, wir haben rechte Umtriebe, ja, wir brauchen mehr Klimaschutz, ja, Zuwanderung ist wichtig. Es gibt jedoch auch für jedes Thema eine gut begründbare andere Seite der Medaille. Wer berichtet darüber? Die ARD jedenfalls kaum bis nie. Ich möchte für meine Gebühren keine Volksbildung. Auch Frau Reschke und Herr Restle, um Beispiele zu nennen, dürfen sich zwischendurch mal hinterfragen.

Kommentare

Gespeichert von Herbert S. am Sa., 26.06.2021 - 12:11

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> Es gibt jedoch auch für jedes Thema eine gut begründbare andere Seite der Medaille.

Was ist mit: Die Erde ist kugelförmig?

Es gibt ja auch unterschiedliche Meinungen dazu, ob die Erde eine Kugel oder eine Scheibe ist. Und die Proponenten der Scheibentheorie legen ja durchaus auch Argumentationen vor. Die Scheibentheorie ist allerdings mal einfach falsch. Und damit kann man ja nicht genauso umgehen, wie mit Diskussionen bei denen zwei vernünftige Menschen eine unterschiedliche Meinung haben können.

Aus ihrem konstruierten Beispiel mit der Erde leiten Sie nun ab, dass nur die eine Meinung, nämlich die einzig wahre links-grüne Meinung dargestellt werden soll, weil alles andere mal einfach falsch ist?

Nein. Ich argumentiere für Differenzierung. Es ist halt nicht so einfach, dass Pro-und-Contra bei j e d e r Frage oder jedem Thema gleichermaßen angebracht ist. Bei vielen Fragen ist es durchaus das beste Format.

Kennen Sie denn nur an oder aus? Entweder alle Meinungen-sind-gleichwertig oder Meinungsdiktatur?

Es gibt nun einmal Menschen, die sagen, die Erde sei eine Scheibe. Es gibt Menschen, die meinen das wirklich ernst.

Trotzdem kann die Lösung hier meiner Meinung nach nicht lauten, dass die Frage bei Hart aber Fair zur Diskussion gestellt wird und in der Tagesschau dann von einer umstrittenen Form der Erde gesprochen wird.

Es geht darum die Grenzen des Diskurses zu benennen.

Gespeichert von Heiderose am Sa., 26.06.2021 - 15:18

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Im WDR-Magazin schrieb Georg Restle vor ein paar Jahren, warum er Neutralität für Unfug hält. Dass ein Journalist neutral beliben könne, sei eine "Lebenslüge", räsonierte der früher für den Antifa-nahen Sender Radio Dreyeckland tätige Monitor-Chef. Also solle man sich gleich den sozialistischen Relotius-Vorläufer Egon E. Kisch zum Vorbild nehmen, den Prototypen des Haltungsjournalismus. Schließlich fragte er rhetorisch: "Wenn die Mitte immer weiter nach rechts wandert, liegt die Wahrheit eben bei den Rechten? Und wenn die Mitte verblödet, bei den Blöden?" Das impliziert: Die Wahrheit steht eo ipso links, also lasst uns linken Echokammer-Journalismus machen: Propaganda statt Neutralität!

Es ist eine unpopuläre Meinung, aber Georg Restle hat hier recht. Neutralität total schwammig. Unabhängigkeit – also die Tatsache, dass einem keiner in die Berichterstattung hineinredet – ist zum Beispiel viel klarer. Da wäre auch Georg Restle dabei. Und weil Neutralität so schwammig ist, wird es oft durch andere Konzepte ersetzt, wie z.B. Mitte. Aber Mitte ist nicht dasselbe wie Neutralität.

Und ... neutral gegenüber Demokratie, Menschenrechten, Meinungsfreiheit, Korruption? Da wäre die sogenannte vierte Gewalt aber zu einem ganz zahnlosen Tiger verkommen.

Gespeichert von Ardrik2002 am So., 27.06.2021 - 11:52

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Ich stimme voll zu. Der Haltungs- oder Erziehungsjournalismus ist unerträgliche Bevormundung. Die Einwürfe ob die Erde eine Scheibe ist sind völlig fehl am Platz.

Mein Einwurf ist nicht Fehl am Platz. Er hilft, um das Phänomen des Haltungs- und Erziehungsjournalismus klarer zu fassen und besser zu definieren. Es ist doch völlig schwammig.

Ich denke, es ist klar, dass eine Berichterstattung, die sich ohne wenn und aber auf die Seite der Erdkugel stellt, kein Haltungsjournalismus ist. Für die die Flatearther muss sich das aber wie der übelste Erziehungsjournalismus anfühlen.

Das Beispiel hilft, damit der Vorwurf des Haltungsjournalismus nicht beliebig wird.

Das muss sich doch besser definieren lassen, als: "Es ist immer Erziehungsjournalismus, wenn eine Journalist nicht das ganze Meinungsspektrum aufzeigt oder etwas auch mal als gegeben hinstellt"

Gespeichert von Roman Roell am So., 27.06.2021 - 23:21
ARD-Themenpat:in

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Wir müssen glaube ich nicht wie unten geschehen in Debatten einsteigen, ob die Erde eine Scheibe ist;-) Das lenkt nur von dem ab, was Sie klar ansprechen: Die Haltung einiger Journalisten, die mit ihrer Berichterstattung mehr missionieren und belehren, als berichten. Gegen kritische Berichterstattung haben Sie sicher nichts, nur wenn die Kritik stets einseitig ausfällt, obwohl auch auf der anderen Seite genügend Raum für berechtigte Kritik wäre, dann nervt das auf Dauer gewaltig und wirkt alles andere als ausgewogen. Aber Sie wissen ja, je mehr Applaus eine gewisse Art bekommt, desto weniger hinterfragt man sich selbst. Deshalb ist Kritik allein deshalb schon wertvoller Input. Viele Grüße