Sprechen Sie die Sprache Ihres Publikums!
Die ARD und insbesondere der NDR waren für mich jahrzehntelang der unverrückbare Felsen in der Nachrichtenwelt. Die Nachrichten und Programme habe ich immer geschätzt und das Konzept eines beitragsfinanzierten ÖRR immer gegen Kritik verteidigt.
Das hat sich mit der Einführung der geschlechterbetonenden Sprache vollständig geändert.
Mir ist durchaus klar, dass es einen natürlichen Sprachwandel gibt. Was aber hier gemacht wird, ist eine Ideologie durchzusetzen, ohne dafür irgendein Mandat zu haben.
Deutschlandlandfunk habe ich aus diesem Grund schon aus meinem Autoradio verbannt. In Beiträgen des NDR geht es zunehmend auch durcheinander. Manchmal erfolgt also eine geschlechtliche Markierung und mal nicht. Manche Sprecher führen offensichtlich einen ganz persönlichen Rachefeldzug und setzen eine weibliche Form ein, wo eine generische notwendig wäre. Doppelnennungen gehen lustig mit allen möglichen Formen einher, sodass ich mit nichts mehr zurückwünsche als den „alten NDR“, der mich ideologiefrei informiert hat.
Kürzlich äußerte eine leitender Mitarbeiter in einer Diskussion des NDR, dass er die neuen Formen mit Sprechlücke seinen Mitarbeitern gestattet, wenn es ihnen ein „Herzensanliegen“ sei. Der Logik folgend kann in Zukunft also jeder Mitarbeiter sprechen wie er will. Wer also in Zukunft die Zuhörer mit „Gott segne Sie“ verabschieden möchte, tut das. Wer in Zukunft duzen möchte oder auf „platt“ moderieren will, kann das offensichtlich auch tun.
Das passt für mich alles nicht mehr zu einem neutralen Rundfunk, der die Sprache seines Publikums sprechen sollte.
Was zudem bei der ganzen Begeisterung über Sternchen, Doppelpunkt- und Wechselformen in Kauf genommen wird, ist ein ganz gewaltiger Vertrauensverlust. Wer derart in die Sprache eingreift, weil er die „bessere“ Sprache hat, wird auch in seinem Sinne in die Themenwahl eingreifen. Diese Mitarbeiter werden nicht mehr neutral, sondern auf die „bessere“ Art berichten, solange es nur der richtigen Sache dient. Diese Mitarbeiter des ÖRR werden bestimmte Menschen nicht in Sendungen einladen, weil sie nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen.
Kurzum: Diesen Mitarbeitern und diesem Rundfunk kann ich eine neutrale Berichterstattung nicht mehr abkaufen.
Wenn die gewaltige Mehrheit Ihres Publikums die geschlechterbetonende Sprache ablehnt (das legen aktuelle Umfragen nahe) und Sie diese Formen dennoch durchzusetzen versuchen, nehmen Sie diesen Kollateralschaden aber offensichtlich im Sinne der „guten Sache“ in Kauf.
Kommentare
wer nicht gendert, der kann…
wer nicht gendert, der kann auch noch mitte sein. Oder sogar links. Ich persönlich würde mich zwischen Mitte und links einordnen und finde gendern schädlich für die Gesellschaft. Es sorgt nur für Konflikte. Veränderung sollte dort geschehen wo der status quo schädlich ist. Die Sprache ist gut so wie sie ist.
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Meiner Meinung nach wird…
Meiner Meinung nach wird durch das Gendern erst eine Aufspaltung von vormals bunten Gruppen in den Köpfen etabliert. Was vorher bunt gemischt war wird jetzt fein säuberlich nach Männlein und Weinleine getrennt. Und am schlimmsten ist dann die Vermeidungstaktik der Marke gebärendes Elternteil...
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alleine das…
alleine das reininterpretieren eines biologischen Geschlechts in jedes Wort ist doch falsch. Warum muss man alles neu kategorisieren? Warum gibt es immer mehr Gender? Wenn das Geschlecht nicht zu Andersbehandlung führen soll, warum fordern einige dann aufgrund ihres Genders gesondert angesprochen zu werden? So wie es vorher war war die Sprache neutral. Jeder konnte sich angesprochen fühlen. Die Sprachreform sorgt dafür, dass sich nur noch eine elitäre Minderheit damit identifizieren kann. Der Großteil der Bevölkerung fühlt sich durch unnötiges Gendern angegriffen.
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Hallo Zuschauerzuhörer,…
Hallo Zuschauerzuhörer, vielen Dank für den Input. Ich selbst sehe die Einführung einer neuen Sprache „von oben herab“ auch nicht als demokratisch legitimiert und wende sie nicht an - weder in meinen Sendungen, noch privat. In der Sache sind wir uns also einig, Aber es gibt natürlich im Kollegenkreis auch absolut gegensätzliche Ansichten. Wir beim BR handhaben es so: Programme wie Puls gendern in Radio und Online, während es Bayern 1 und Bayern 3 nicht tun. So hat jeder „sein“ Programm aus seiner Welt. Empfinden Sie das als sinnvoll, oder sagen Sie, ÖR-Medien haben nur die „offizielle Sprache“ zu nutzen und hier nicht eigenmächtig gestaltend vorzupreschen? Vielen Dank fürs Feedback. Viele Grüße Roman
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Auch Sender für Jüngere…
Auch Sender für Jüngere müssen sich an die übliche Sprache halten. Es ist für mich ein grundsätzlicher Punkt, dass sich der ÖRR aus Sprachpolitik heraushalten muss. Einem natürlichen Sprachwandel zu folgen, ist vollkommen normal. In der breiten Bevölkerung findet die geschlechterbetonende Sprache aber gar nicht statt. Um das zu erkennen, reicht ein Gang über den Wochenmarkt oder in die nächste Eckkneipe.
Mich irritiert auch, dass der ÖRR sich hier so leicht aus der Affäre zieht und es einfach den Mitarbeitern überlässt. Damit ist der Selbstverwirklichung und dem ungehemmten Sendungsbewusstsein der Mitarbeiter ja Tür und Tor geöffnet.
Dabei möchte ich einfach nur neutral informiert werden.
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Der Aussage, dass z.B. die…
Der Aussage, dass z.B. die Radiosender oberhalb der jungen Wellen auf das Gendern mit Lücke verzichten stimmt meiner Meinung nach nicht. Die meisten Social Media-Kanäle des ÖRR schreiben so und auch eingespielte Beiträge aus der ARD werden zum Teil so gesprochen. Selbst diese Plattform spricht von „Pat:innen“.
Es ist zwar theoretisch betrachtet nicht der lokale Sender verantwortlich, wenn in einem ARD-Beitrag kreuz und quer gegendert wird. Allerdings werden diese Nuancen doch vom Publikum kaum registriert. Am Ende höre ich bei NDR-Info eine von mir kritisierte Phantasiesprache, die mir fremd ist und die mir furchtbar belehrend vorkommt.
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Nein, es hat nicht jeder…
Nein, es hat nicht jeder sein Programm für seine Welt. Gendern hat doch nichts mit dem Alter zu tun. Ich bin jung und Gleichberechtigung und gesellschaftliche Vielfalt ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich bin glühender Fan des DLF gewesen, bis auch da die Ideologie des Genderns Einzug gehalten hat, die für mich einfach nur verkrampft ideologisch belehrend rüberkommt. Ich brauche aber neutrale, verlässliche Information, um die Welt zu kennen und verstehen zu können. Da haben persönliche ideologische Ambitionen einer lautstarken intellektuellen Minderheit nichts verloren. Bzw. sie machen den Inhalt für mich fragwürdig, weil er zu sehr mit persönlicher Meinung gefärbt ist.
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Ich sehe mir gegenderte…
Ich sehe mir gegenderte Sendungen nicht mehr an. Dabei verstehe ich, dass es schwierig ist, allen Gruppen gerecht zu werden. Ich würde mir wünschen, der ÖR stellt ein Angebot zur Verfügung alle Menschen, in der Breite entsprechend dem Willen der Bevölkerung. Das überwiegend gegendert wird, halte ich für falsch.
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Dem ist nichts hinzuzufügen…
Dem ist nichts hinzuzufügen... sage ich als selbst links-grün orientierter, moderner, junger, frauenfreundlich und in vielerlei Hinsicht sehr toleranter Mann. Danke für den klugen Kommentar!
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Tun die öffies ja...linksextremes Gendern und linke Propaganda...die Gegenargumente der Rechten hört man nie...