Altera Pars audienda est - Gegenmeinung und Zuschaueranwälte institutionaliseren
Es sollte auch immer die Gegenmeinung zu Wort kommen. Statt nur über jemanden zu reden, sollte man mit ihm reden. Besonders schlimm finde ich immer die Tokenisierung von Debatten: Eine Muslimin im Fernsehen muss das Kopftuch verteidigen, die Schwarze sich über Rassismus beklagen, das ist alles so schemenhaft: Tatsächlich tragen ja die allermeisten Anhängerinnen des Islams in Deutschland überhaupt keine solche Kopfbedeckung, und die Menschen haben ganz eigene konkrete Probleme, die sich nicht in Identitäts-Schablonen pressen lassen, und ja, es gibt auch Rassismus in Afrika von Schwarzen gegen Schwarze, etwa von Nigerianern gegen Ghanaer, die ihnen angeblich die Jobs wegnehmen. Das Fernsehen produziert in seinen Formaten immerzu Stereotype und Kitsch, es gibt Strohmann-Debatten, und wenn es um die eigene Sache geht, dann ist Fernsehen immer sehr einseitig. Vielleicht sollte es auch einen Zuschaueranwalt geben, an denen Personen sich wenden können, wenn sie sich niedergemacht und ausgegrenzt fühlen.
Das hier was im argen liegt bei Themen in eigener Sache war mir vor allem aufgefallen bei dem Deutschland-Hutmann auf dieser rechten Demo. Keine mir sympathischen politischen Ansichten, hingegen fand ich es unterirdisch wie ÖR-Medien in eigener Sache ihre TV-Justiziare aufwarten liessen um seine unartikulierte Bitte nicht gefilmt zu werden, für die das Recht am eigenen Bild ja besteht, dazu missbrauchten, um diese Person und ihren Dialekt zu verunglimpfen und die steile juristische These brachten durch seinen Protest sei er quasi zur Person der Zeitgeschichte geworden, und damit sei die Veröffentlichung der Aufnahmen durch das Fernsehteam auch okay. Da besteht dann einfach keine Chancengleichheit. Ein Sender, der mit seinen juristischen Ressourcen sein Fernsehteam raushaut, das das Recht am eigenen Bild missachtet hat, und eine Kampagne gegen einen Bürger fährt, der nicht so wortmächtig und juristisch ausgestattet ist und gegen dessen politische Meinungen eine starke Gegnerschaft gibt. Auch für solche Fälle sollte es unabhängige Zuschaueranwälte der Sender geben, die Zuschauerrechte gegen den Sender verteidigen.
Als vor Jahren als ein Pirat zum Vertrag ACTA von der ARD interviewt wurde, und er alles korrekt darstellte, da wurde es ihm aber zum Vorwurf gemacht wurde, dass er hier kein klares Statement liefern KONNTE, sondern anders ging es halt nicht herumeiern MUSSTE, während die ARD-Berichterstattung ziemlicher Blödsinn war, etwa ACTA als Urheberrechtsvertrag bezeichnet wurde. Konkret ging es da um Netzsperren in der Fussnote, wobei die ARD nicht verstand, wie Handelsabkommen in der Praxis funktionieren. Es gibt so viele artikulierte Akteure, Medienprofis, aber das bedeutet ja nicht, dass sie Recht haben, nur, dass sie sich mediengerecht präsentieren können. Und diese Präsentation kann eingängig und gleichzeitig grottig und falsch sein. Darum muss man immer auch die andere Seite hören. Empathie entwickeln.
Volle Zustimmung, leider wird sich nichts ändern.