Gegen die Spaltung unserer Gesellschaft wirken.

Menschen und Meinungen

Gegen die Spaltung unserer Gesellschaft wirken.

Gesellschaft

Liebe ARD, ich bewege mich nun einige Tage in diesem Forum. Ein Gefühl beschleicht mich und wird jeden Tag stärker. Die Diskussion über die Themen Meinungsjournalismus, Klima, Migration, Flüchtlinge, Gendersprache, Grüne, etc., zeigt ein enormes Spaltpotenzial in unserer Gesellschaft. Und die Art des Wirkens der Journalisten der ÖR-Medien ist hierbei eher geeignet, die Spaltung voranzutreiben. Wenn wir nicht aufpassen, ist es möglich, dass wir amerikanische Verhältnisse bekommen. Reflektieren Sie Ihren Auftrag und Ihr Handeln und handeln Sie deeskalierend, anstatt Teil bzw. Grund der Spaltung zu sein. Ich bin in Sorge und sehe hier eine ernste Entwicklung, die nicht gut für unser Land ist.

Kommentare

Gespeichert von katharinav am So., 06.06.2021 - 17:04

Permalink

Hallo
VonVerteidigung der Demokratie geht die Rede, doch so gut wie nie wird beleuchtet wie Demokratie im Innersten funktioniert. Meine Suche hat ergeben, daß es entscheidend auf die innere Verfassung der Mitgliedermehrheit ankommt, d.h. ob sie psychisch ausreichend intakt ist. Ist sie das, dann ist ihr Handeln so gut wie immer am Gemeinwohl orientiert, also lebens- und menschenfreundlich. Ist sie das nicht, dann ist die Gesellschaft so "unfreundlich" aufgestellt wie wir sie heute weltweit finden. M.a.W.: Wer Demokratie will, muß dafür sorgen, daß psychisch ausreichend intakte Menschen heranwachsen. Hier sind Eltern und Bezugspersonen gefordert! Und das ist ein JAHRHUNDERTROJEKT!

Hallo katharinav,

damit es für alle verständlich wird zwei Nachfragen: Was meinst du mit "psychisch ausreichend intakter Gesellschaft"? Und was wünschst oder erwartest du in diesem Zusammenhang von der ARD?

Viele Grüße

Jörn (Moderation)

Kann hier gerade auch nicht so ganz folgen. Welche Demokratien waren denn in der Menschheitsgeschichte psychisch nicht ausreichend intakt. Selbst den Deutschen im Jahr 1933 würde wohl niemand eine „Volkspsychose“ attestieren. Hitlers Machtergreifung hatte andere Gründe. Die Unterstellung einer „weltweiten Unfreundlichkeit“ mit Begründung einer fehlenden psychischen Intaktheit halte ich jetzt für eine äußerst gewagte Schlussfolgerung. Die psychische Gesundheit ist wohl eher ein individueller Faktor. Vielleicht war es aber auch nicht günstig formuliert …

Gespeichert von Alexander am So., 06.06.2021 - 17:33

Permalink

In der Tat kann man den Eindruck gewinnen, dass die Bundestagswahl 2021 an die US-Wahl 2016 erinnert: Sind die Kandidaten wirklich die besten Leute, die die Parteien zu bieten haben? Der ÖR muss jedenfalls vermitteln. Vielleicht sollte man ihn vollkommen neu aufbauen: nur noch zwei Sendeanstalten, eine eher "Mitte bis links" und eine eher "Mitte bis rechts", mit entsprechender Programmausrichtung. Dann kann jeder Fernsehzuschauer zwischen den Sendern hin und her zappen und sich die volle Meinungsfreiheit geben.

Wenn diese Lager respektvoll miteinander umgehen, sehe ich das Problem nicht.
Zwei Läger finde ich besser als eins -> und 4 wären besser als 2.
Wenn man (auch fundamental) verschiedene Sichtweisen zulassen würde, würde bei mir weniger der Eindruck enstehen, dass ich erzogen werden soll.

Gespeichert von Eike am So., 06.06.2021 - 18:38

Permalink

Warum soll spaltung was schlechtes sein, ist Meinungsvielfalt nicht das Wesensmerkmal der Demokratie? Eigentlich wurden die ÖR auch mal geschaffen um genau diese zu fördern. Ich denke daher nicht, dass es Aufgabe des ÖRR sein sollte, "gegen die Spaltung" zu wirken.

Spaltung fördert keinesfalls den sozialen Frieden in einer Demokratie. Gerade Deutschland hat in der Vergangenheit von einem breiten gesellschaftlichen Konsens und stabilen Verhältnissen profitiert. Als lebenswertes Land und als Investitionsstandort. Und ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass jemand an „amerikanischen“ Verhältnissen in Deutschland interessiert sein kann. Außer Putin, China & Co. vielleicht, um unser Land zu schwächen. Insofern sehe ich die ARD hier in der großen Verantwortung, die Berichterstattung zu balancieren, die spürbar linke Schlagseite in vielen Beiträgen zu korrigieren und die bisherige Sprachkultur zu respektieren.

Was ist dieser soziale Frieden und warum soll der anstrebenswert sein? Ich würde mir ehrlich gesagt mehr Resillienz von vielen wünschen, so dass wir auch tatsächlich produktive Debatten führen können. Manchmal gibt mir die wiedergewonnene liebe zur Uniformität in Deutschland schon zu denken.

Macht es Sinn, den Vorteil von sozialem Frieden zur Diskussion zu stellen bzw. zu hinterfragen? Nehmen wir an, wir hätten keinen sozialen Frieden und stattdessen Unruhen und / oder Gewalt in Deutschland, ist dies ein vorteilhaftes Klima in dem eine Gesellschaft ihre bzw. globale Probleme lösen kann? Mit Uniformität hat es auch nichts zu tun, wenn man sozialen Frieden befürwortet. Bei dem Thema Resilienz gebe ich Dir allerdings recht. Wenn die eigene Meinung mit Fakten gleichgesetzt wird und diese Meinung gleichzeitig zur Wissenshoheit erklärt wird, sind Diskussionen nur noch schwer zu führen. Die Meinung des Anderen zu ertragen, scheint in unserem Bildungssystem auf der Strecke zu bleiben.

Spaltung ist nicht dasselbe wie Meinungsvielfalt, sondern das ziemlich genaue Gegenteil davon: Statt einem Austausch gibt es mehrere Gruppen mit extrem verfestigten Positionen, die längst zu der Überzeugung gelangt sind, dass keine inhaltliche Diskussion, oder, schlimmer noch, keine friedliche Koexistenz möglich ist. Innerhalb der Gruppen wird nur die Leitmeinung geäußert, außerhalb davon ist jede noch so zurückhaltende politische Äußerung ein Schritt ins Minenfeld, da ein Vertreter der anderen Seite anwesend sein und spontan explodieren könnte. DAS ist Spaltung. Sie ist keineswegs gut für die Demokratie, und unser ÖRR befeuert sie mit seinem Haltungsjournalismus und dem Keine-Bühne-Bieten.

Ich denke, hier war keine kontroverse Diskussion (die ja bereinigend sein kann) gemeint, sondern die Spaltung in "Faktenfeinde" und intellektuell Abgehobene und ähnliche sich bekämpfende Gruppen gemeint.

Gespeichert von Herbert S. am So., 06.06.2021 - 22:46

Permalink

Ich kann Ihnen die Sorge um die gesellschaftliche Spaltung nicht wirklich abnehmen, wenn sie hier im Forum mit Kampfbegriffen, wie „Klimahysterie“ und „Gender-Gaga“ umsichwerfen.

Davon abgesehen bin ich skeptisch, ob Balance und Neutralität geeignete Mittel sind, um US-Amerikanischen Verhältnissen entgegenzuwirken. In den USA haben sich die Parteien asymmetrisch polarisiert und die Republikaner haben sich so ziemlich von allen Normen verabschiedet. Journalisten stehen hier vor einem Dilemma: Wenden sie gleiche Maßstäbe, wirkt es als würden sie die Republikaner härter angehen. Kritisierten sie hingegen beide Parteien gleich stark, müssten sie bei den Demokraten höhere Standards anlegen.

Sie haben leider eine sehr einseitige Sicht auf Menschen. Ich bin weder links noch rechts, weder ein Klimaleugner noch ein Klimahysteriker. Und meine deutsche Sprache - ohne Gender-Gaga - liebe ich. Ich bilde mir meine eigene Meinungen und die können teils weit in das rechte Spektrum und genauso weit in das linke Spektrum hineinreichen. Dumm gelaufen, wenn man jemanden nicht so einfach in eine Schublade stecken kann. Aber genau dieser Versuch, das Gegenüber sofort einem Lager zuzuordnen, ist Teil der beginnenden Spaltung in unserem Land. Klappt bei mir aber leider nicht.

Wie kommen Sie bloß auf diese Schlußfolgerungen? Ich habe doch lediglich kritisiert, dass die Verwendung von Kampfbegriffen und die Sorge um gesellschaftliche Spaltung nicht gut zusammenpassen.

Ich habe doch weiter gehend überhaupt nichts von dem, was Sie hier schildern, behauptet.

Sie haben deutlich geschrieben, dass Sie mir meine Sorgen nicht abnehmen - mit einer recht oberflächlichen Begründung. Oder haben Sie sich missverständlich ausgedrückt?

Ja, das war mein Punkt. Es ist für mich einfach widersprüchlich, einerseits Sorge um gesellschaftliche Spaltung zu formulieren und sich andererseits selbst im Kulturkampf zu betätigen. Begriffe, wie „Gender-Gaga“ und „Klimahysterie“ tragen sicher nicht zur Versachlichung der Debatte und zur einer besseren Verständigung bei.

Wie Sie zu Ihren Unterstellungen gekommen sind, müssten Sie mir aber auch noch einmal erklären. Ich kapier es einfach nicht.

Wenn es für Sie widersprüchlich ist, ist es Ihr Problem. Für mich ist es überhaupt kein Widerspruch. Und dass ich hier meine Meinung zu einzelnen Themen vertrete - die offensichtlich nicht der Ihren entspricht - ist Kulturkampf … Mit Verlaub, Sie zeigen hier eine etwas schräge Haltung zum Thema Meinungsdiversität.

Nein, tue ich nicht. Kann nicht nachvollziehen, warum Klimahysterie und Gender-Gaga „Kampfbegriffe“ sein sollen. Sie transportieren anschaulich und schnell meine Meinung und sie werden auch regelmäßig in der Presse genutzt. Es Ihr Problem, wenn Sie etwas an den Begriffen auszusetzen haben und meine Verwendung der Begriffe ist sicher kein Grund, mir meine Sorge vor einer Spaltung in der Gesellschaft nicht abzunehmen. Es gehört zu dem Problem der Spaltung, dass wir diese Diskussion hier überhaupt führen, denn die Dünnhäutigkeit der Diskussionsteilnehmer und die fehlende Toleranz für die andere Meinung shiften die Diskussion von der Sachebene auf die emotionale Ebene.

Ich erkläre es ihnen gerne. Die Begriffe transportieren anschaulich und schnell eine Abwertung Ihres Gegenübers. Sowohl in Hysterie als auch in Gaga wird die andere Seite für Unzurechnungsfähig erklärt. Eine sachliche Auseinandersetzung über die Themen wird erschwert. Für beide Begriffe könnten Sie leicht weniger polarisierende Alternativen finden. Ich sage natürlich nicht, dass sie das müssen. Nichts läge mir ferner. Tun sie, was immer sie wollen. Nur ein Beitrag zum Brückenbau und zur Überwindung einer gesellschaftlichen Spaltung kann ich darin nicht erkennen.

Ich akzeptiere Ihre Sichtweise. Gender-Gaga werde ich zukünftig nicht mehr verwenden und auf andere Weise deutlich machen, unsere deutsche Sprache durch Gendern nicht weiter zu entstellen. Klimahysterie ist allerdings genau das, was hier aktuell in Deutschland stattfindet. Ich muss das an dieser Stelle nicht weiter begründen; an anderer Stelle ist genug dazu geschrieben worden. Und dies heißt überhaupt nicht, dass ich den Klimawandel leugne.

Ich korrigiere meine Meinung zu dem Begriff Gender-Gaga.

Die Verwendung des Begriffes Gendergaga ist in der Diskussion darüber nicht zu kritisieren, denn dieser Begriff wird im Sprachgebrauch in der Auseinandersetzung mit dem Thema auch von Autoren regelmäßig genutzt:

Buchtitel: https://www.amazon.de/GenderGaga-absurde-Ideologie-unseren-erobern/dp/3…
Artikel Merkur: https://www.merkur.de/politik/bestseller-autorin-birgit-kelle-irre-gend…
Begriffserklärung: https://www.bedeutungonline.de/was-bedeutet-genderwahnsinn-gendergaga-b…

Der Begriff gehört zur Diskussion, seine Verwendung ist daher nicht zu beanstanden.

Gespeichert von Roman Roell am So., 06.06.2021 - 23:36
ARD-Themenpat:in

Permalink

Hallo liebe Diskutanten, Sender, die nur einem Lager nach dem Mund reden, wären glaube ich eine ganz schlechte Idee. Wir müssen es schaffen, alle Sichtweisen ausgewogen darzustellen um alle Gruppen und Einstellungen um ein „Debatten-Lagerfeuer“ zu versammeln. Nur durch einen unvoreingenommen Austausch der besten Ideen und Argumente kommt die gesamte Gesellschaft in ihrer Breite und Tiefe in den Austausch. Aber wie packen wir das am besten und glaubwürdigsten an? Ideen und Input dazu? Viele Grüße Roman

Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu. Jedoch sollte man dafür sorgen, dass in dem Debatten-Lagerfeuer die Rhetorik der Vertreter der einzelnen Sichweisen komplett ausgehebelt wird.
Dafür braucht es ganz neue Formate, in denen die Argumente und Ideen sehr gründlich und systemmatisch von Journalisten geprüft werden. Glaubwürdigkeit zeichnet sich durch hohe Standards bei der Überprüfung von Fakten und logischen Zusammenhängen aus.

Hier mein Vorschlag: https://www.ard-zukunftsdialog.de/node/1682

Super Idee hinter dem Link. Das könnte platter Vereinfachung entgegen wirken und verhindern, dass der Lauteste in einer Diskussionsrunde die beste Wirkung erzielt. Aber neutrales Herangehen an Themen ist die Basis von allem. Viele Grüße Roman

Grundsätzlich keine schlechte Idee, aber ein solcher Bürgerdialog kann nur dann stattfinden, wenn alle Teilnehmer ihre Meinung frei äußern können, ohne "Konsequenzen" (wie beispielsweise Arbeitsplatzverlust, Ausschluss aus dem Sportverein, Kündigung von Bankkonten etc.) befürchten zu müssen. Im derzeiten Meinungsklima ist für Positionen "rechts" von den Grünen eher wenig Platz. (Gestern in der Wahlsendung aus Sachsen-Anhalt hat man es ja wieder einmal gesehen: Kaum ein Passant wollte vor der Kamera seine Meinung äußern.) Also, bevor man einen "Bürgerdialog" veranstalten kann, muss der ÖR erst einmal die Vorarbeit dafür leisten, dass die Bürger ihre Meinung auch bedenkenlos äußern können.

Hallo Alexander,

hast Du eine konkrete Idee wie der ARD Sendeverbund dafür sorgen könnte? Braucht es dafür ein Format? Was sollten Journalisten und Moderatoren anders tun?

Viele Grüße

Valérie (Moderation)

Ich denke schon, dass es dafür ein Format und einen ausgeklügelten Mechanismus (Regeln / Kontrolle) braucht, damit eine konzentrierte Diskussion von Rede und Gegenrede entsteht, die Zuschauer bzw. Zuhörer auch verfolgen wollen. Dazu gehört für mich ein gutes Team im Hintergrund, welches einen Live-Faktencheck gewährleistet. Mir ist aufgefallen, dass sowohl aus dem extremen rechten als auch linken Spektrum gerne ideologische Phrasen zitiert werden, die einem Faktencheck nicht standhalten. Wichtig finde ich auch die Themenauswahl. Die sollten an den Bruchlinien liegen, die zur linken und rechten Lagerbildung führen. Das Format sollte Verständnis fördern, nicht Gewinner generieren.

Bringt doch einmal in einem auf Dauer angelegten, moderierten Format, „normale“ Menschen mit kontroversen Sichten zu den Themen an den „Bruchkanten“ in ein Gespräch. Damit die Menschen das Gefühl bekommen, in ihren ÖR-Medien gehört zu werden. Vielleicht mit Herrn Plasberg und einem Realtime-Faktencheck. Der wäre sogar eine mediale Innovation.

„Sender die nur einem Lager nach dem Mund“ ….. das ich nicht lache, in diesem Forum wird genau diese linke Haltung beklagt, aber aus Den Äußerungen des Moderators ist zu erkennen, das er das Problem nicht begriffen hat, ( kommt bestimmt die Drohung mi Zensur) .

Ich bin auch nicht der Meinung, dass die ÖR-Medien tatsächlich politisch neutral berichten und sehe auch eher eine Berichterstattung links der Mitte. Ich möchte jetzt gar nicht thematisieren, wie weit links, weil das eigentlich unbedeutend ist. Jedenfalls würde ich mir eine neutralere und ausbalanciertere Berichterstattung wünschen. Auch ein Gefühl, welches mich hier beschleicht, ist, dass die ÖR-Medien sich nicht dazu äußern. Ich frage mich, ob sie die Sichtweise, die viele Diskussionsteilnehmer hier äußern, überhaupt anerkennen und es für notwendig halten, sich damit auseinander zu setzen. Allerdings: Die AfD greift die ÖR-Medien frontal an ("Lügenpresse"). Verteidigen muss erlaubt sein!

Was sorgt dafür, dass sie überhaupt glauben ausgewogene Berichterstattung sei möglich und wenn diese möglich wäre, inwiefern sind sie dazu befähigt? Menschen, die Medien schaffen sind doch genauso wenig representativ für unsere Gesellschaft wie andere Berufsgruppen auch (als Beispiele wären hier eher konservative Polizisten oder Soldaten), sondern unterliegen einem Selektionsbias.

Medienschaffende in den ÖR-Medien sollten eine entsprechende Ausbildung haben und ethischen Regeln folgen. Sie müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein und es unterlassen, ihre persönliche Meinung verbreiten zu wollen, insbesondere dann, wenn es um politisch relevante Themen geht. Sie sollten gelernt haben, wie man neutral berichtet und informiert und die Neutralität und Objektivität sollten Maßstäbe ihrer Arbeit bei den ÖR-Medien sein.