Der Einseitigkeitsvorwurf wird manchmal strategisch genutzt, um kritischen Journalismus zu neutralisieren.

Menschen und Meinungen

Der Einseitigkeitsvorwurf wird manchmal strategisch genutzt, um kritischen Journalismus zu neutralisieren.

Meinungen

Kurz vorab: Es gibt einseitigen Journalismus in der ARD und die Perspektivenvielfalt könnte viel, viel größer sein.

Jetzt kommt das Aber.

Indem sie den Einseitigkeitsvorwurf, den Nicht-Neutral-Vorwurf und den Unausgewogen-Vorwurf auf wirklich ALLES anwenden, versuchen einige politische Agitatoren den kritischen Journalismus zu untergraben.

Aus Angst vor diesen Vorwürfen sehen sich einige Journalisten gezwungen, naiven He-said-she-said-Journalismus zu machen, False-Balance-Journalismus zu machen oder sich mehr auf die Performance politischer Akteure zu konzentrieren als auf die Inhalte.

Die ARD sollte diese Agitation und die Konsequenzen stärker reflektieren und wehrhafter werden.

Kommentare

Es ist ja keine Schande, nicht alles zu kennen. Aber ich erkläre mich gerne ausführlicher. 700 Zeichen sind für einige Themen sehr wenig.

Ich vermute, Sie rekurrieren auf die englischen Begriffe?

Satt "He-said-she-said-Journalismus" kann man im Deutschen auch Verlautbarungsjournalismus oder Kolportage sagen.

Statt "False-Balance" kann man im Deutschen auch "Falsche Gleichgewichtung" sagen. Hier wird es kurz erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=0kyCPvu8j9M

Gespeichert von Herbert S. am Sa., 19.06.2021 - 10:53

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Das Credo des kritischen Journalismus, "Sagen, was ist", wird dabei umgedeutet in "Darstellen, welche Meinungen es gibt".

Und die Logik ist dann in etwa so:
Jede Meinung ist gleichwertig, auch wenn sie moralisch korrupt ist oder auf Falschinformationen basiert. Der Journalist soll das Spektrum der Meinungen lediglich ausbreiten und für sich selbst sprechen lassen. Jede Bewertung ist Propaganda. Überprüfung von Fakten ist Propaganda. Kritisches Nachfragen ist Propaganda. Er soll nicht für Demokratie, Menschenwürde und Menschenrechte eintreten, sondern sich – insbesondere – mit der guten Sache nicht gemein machen. Denn das wäre nicht "sagen, was ist", sondern "sagen, was sein soll".

Gespeichert von Harry am Sa., 19.06.2021 - 12:34

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Der echte Journalismus ist aus dem ÖR vertrieben worden. Das muss ich nun in privaten Medien suchen.
Es wird nur berichtet, was ideologisch links/grün sein darf.
Vorsichtige, sachliche Kritik zu Problemthemen wie Energiewende, Klimapolitik oder Migration wird entweder nicht berichtet oder die Kritiker werden medial niedergemacht, schlimmstenfalls als Nazis verunglimpft.
Es wird nur noch berichtet wie es sein soll und nicht wie es ist.
Es kann doch nicht sein, daß ich in jeder Sendung immer die gleiche Meinung höre.

Hallo Harry, 

vielen Dank für Deinen Kommentar. Wir freuen uns auch über kritische Beiträge, aber um eine konstruktive Diskussion über die Zukunft der ARD zu ermöglichen, möchten wir dich bitten, deine Kritik differenzierter zu fassen und auf Pauschalisierungen und / oder Polemik zu verzichten. Was genau verleitet dich zu der Aussage, es würde nur "ideologisch links/grün" berichtet werden? Hast du ein Beispiel für deine Kritik an der ARD, sie würde kritische Stimmen nicht zulassen? Was sollte stattdessen künftig anders gemacht werden?

Viele Grüße

Luisa (Moderation)

 

Der Dialog ist mit seinen wenigen Wörtern dafür gemacht um kurz ein Problem anzusprechen. Für seitenlange Beweisführungen ist er nicht gedacht.
Aber Sie möchten ein Beispiel.
Jeden Tag gibt es im ÖR Sendungen über Rechte/Rechtsradikale, manchmal sogar an einem Tag gleich mehrere. Bei Tagesschau24 gab es drei Sendungen diesbezüglich hintereinander. Natürlich muß der ÖR darüber berichten, ohne Zweifel.
Dagegen gibt fast gar keine Sendungen über Linke/Linksradikale oder Islamisten oder Integrationsunwille Migranten oder Straftaten der grünen Aktivisten u.s.w..
Das alles kann jedermann im Programm verfolgen.
Das ist für mich Beweis genug für einseitige, nicht neutrale Berichterstattung.

Oft richtet es sich nach der Aktualität. Ich sehe nicht so, dass über Islamisten oder linke Gruppen nicht berichtet wurde. Die Informationen zu den Terroranschlägen in Paris, Berlin und so weiter waren meist sehr breit und über die Krawallnächte in Hamburg wurde ausgiebig berichtet, selbst über die Geschehnisse in der Rigaer Straße wurde auführlich berichtet. In unzählige Talksendungen gerade bei "Hart, aber fair" wurde in mehreren Ausgaben über den Islamismus diskutiert. Ich kann diese Kritik nicht nachvollziehen.

Gespeichert von Kollerp am Sa., 19.06.2021 - 16:27

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Richtig , 90% aller Kommentatoren sehen das so, das immer die gleichen Moderaten das angeblich nicht zur Kenntnis nehmen, was solls, wie streben sowieso Null ARD an.

Das deckt sich mit meiner Wahrnehmung in diesem Forum. Und genau das ist der Zweck des Zukunftsdialogs, Ihre Wahrnehmungen abzufragen und zu sammeln. Und ich sage es mal so: was viele unabhängig voneinander ähnlich äußern, kann nicht grundlegend falsch sein. Die Message ist angekommen. Viele Grüße Roman

Hoffentlich folgen auch Taten und man stoppt Mal die Redezeiten, die bei Anne Will auf AfD-Politiker im Verhältnis zu denen anderer Parteien entfallen! Und wie viele kleine Anfragen der AfD es im Verhältnis zu denen der Linken und Grünen in die Nachrichten schaffen! Notfalls müssen eben konservative Journalisten wie J. Fleischhauer angeheuert werden, damit der Pluralismus wieder funktioniert.

Lieber Roman,
Sie sind in der Formulierung Ihrer Erkenntnis sehr direkt. Was halten Sie denn von einer regelmäßigen Qualitätskontrolle durch unabhängige Institutionen?

Beste Grüße!

Gespeichert von Nachrichtenfreak am So., 20.06.2021 - 08:38

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Das Bitten um "Beweise" seitens der Moderation halte ich für scheinheilige Billig-Rhetorik. Es gibt sicher Tausende, die die begründungslose Sperrung von vertretbaren(!) Meinungen auf Meta-Tagesschau "beweisen" können; ich jedenfalls gehöre dazu, bin Zeuge. Noch ein Beweis gefällig?: Der öffentliche Mord-Aufruf gegen Reiche auf einer Parteiveranstaltung der "Die Linke" wurde von dem damaligen Vorsitzenden Rixinger lediglich damit kommentiert, dass die Opfer aber "vorher" bitte erstmal arbeiten sollten. Das toppt jedes AfD-Zitat. Diese Aüsserung wurde von den ÖR zwar pflichtschuldigst "gebracht", aber empörte Kommentare und Sendungen dazu in den ÖR? Fehlanzeige. Weitere "Beweise" gewünscht?

Hier schießen Sie übers Ziel hinaus! Ich kenne die Formulierung während dieser Veranstaltung: Sie ist ein Hinweis aus stalinistische DNA der deutschen Linken. Mehr aber auch nicht. Das allein ist aber Skandal genug.

Gespeichert von Kollerp am So., 20.06.2021 - 15:06

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H. Roell, die Botschaft höre ich, allein mir fehlt der Glaube an eine Verbesserung.
Ein Fortschritt: daß die ARD überhaupt diesen Dialog zulaßt.

Gespeichert von Mikey am So., 20.06.2021 - 17:23

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1. Nominierung zum Sprachpanscher des Jahres - soll das Deutsch sein?
2. Haben Sie ein Beispiel? Für mich klingt das alles sehr pauschal. Dass irgendwo in der ARD kritischer Journalismus eingeschränkt ist, sehe ich nur in der freiwilligen Selbstbeschneidung bei Berichten über die Klimabewegung und die Kriminalstatistik von Migranten Meinten Sie das?

Hallo Mikey,

1. Man muss ja nicht gleich ausfallend werden. Ich erkläre die betreffenden Begriffe weiter oben bereits einem anderen Kommentierenden und gebe auch Alternativbegriffe, die ohne Englisch auskommen.

2. Das ist eine gute Frage. Und nicht alles lässt sich klar belegen und beweisen. Es gibt zumindest immer wieder Journalisten, die darüber sprechen, wie stark der Aktivismus-Vorwurf auf sie einwirkt und es gibt auch Schilderungen von Redakteuren, die beschreiben, wie die Neutralitätsanmahnungen aus Leserbriefen und Zuschriften ihnen zusetzen. Ich habe Ihre Frage zum Anlass genommen, um das Thema noch einmal konkreter zu fassen: https://www.ard-zukunftsdialog.de/node/3539