Rundfunkbeitrag: Eine Frage der Finanzierung
Ganz selbstverständlich soll es in einer Demokratie die Möglichkeit geben, sich unabhängig zu informieren, zu bilden und zu unterhalten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk übernimmt diese Aufgabe aufgrund eines gesetzlichen Auftrages. Damit untrennbar verbunden ist gegenwärtig die Tatsache, dass die Finanzierung einen Zwang darstellt.
Der "Zwang" wird mangels Alternative von manchen zähneknirschend hingenommen, weil argumentativ die Programmvielfalt ins Verhältnis zum finanziellen Beitrag jedes Einzelnen gesetzt wird. Es entsteht ein Bild, dass "man sich doch vielleicht nicht so anstellen solle, es ist doch nicht so teuer".
Die Frage, wer einem ins Portemonnaie greift, wird ja gar nicht gestellt. Ob 210, Euro im Jahr nun viel oder wenig sind, entscheidet sich auf der persönlichen Ebene der Menschen vielleicht auch anhand von anderen Parametern.
Vielleicht ist das ähnlich teuere Jahresticket für den Bus der Kinder oder ein defekter Geschirrspüler gefühlt dringlicher für den jeweiligen Beitragszahlenden als der Rundfunkbeitrag? Letztlich ist das nicht von Belang, da es eine gesetzliche Grundlage gibt.
Es hilft aber nichts, die Akzeptanz für öffentlich-rechtlichen Rundfunk kommt dem Wortsinne nach von akzeptieren und das können manche vielleicht nicht oder nicht so gut, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk und seine Angebote einen ganz geringen oder gar keinen Stellenwert im persönlichen Alltag haben. Wie vermittelt man solchen Personen, die auch zur Gesellschaft gehören, Beitragserhöhungen und ähnliches?
Ich möchte daher anregen, ob man nicht auch mit dem Publikum darüber diskutieren und ableiten kann, wie man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf andere Weise finanzieren kann?
Wieso erarbeitet man nicht Modelle, die nachvollziehbar und ohne einen Beitragszwang auskommen?
Vielleicht gibt es ja Menschen in diesem Lande, die das schon einmal durchgerechnet haben?
Oder wäre vielleicht eine Finanzierung aus 5 Euro maximal pro Monat möglich, um den gesetzlichen Auftrag zu gewährleisten? Und wer mehr sehen will, etwas ARTE oder 3sat oder andere Angebote, bezahlt dies aus eigener Tasche dazu? Dann entfällt die Debatte, wer für etwas Ungewünschtes bezahlt. (Auch wenn sich dies so einfach nicht sagen lässt.)
Würde es nicht auch zu einer besseren Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks führen, wenn die Menschen das Gefühl haben, sie zahlen gerne und nicht weil ein Gesetz sie dazu zwingt?
Ich möchte anregen, sich mit dieser Thematik häufiger zu beschäftigen.
Kommentare
Hallo pichotph, vielen Dank…
Hallo pichotph, vielen Dank für das freundliche Feedback. (Mit dem habe ich gar nicht gerechnet, wenn ich ehrlich bin). Ich hab ich innerlich eigentlich darauf eingestellt, das in puncto Rundfunkfinanzierung Vieles zerpflückt wird. Ich freu mich natürlich auch, wenn es positive Reaktionen gibt. Für das pauschale "GEZ ist Mist" usw. bin ich ja auch nicht, eben weil es unsachlich und nicht zielführend ist. Es ist eine Meinung, die kann ich nachvollziehen. Mir wäre es allerdings lieber, die Leute würden sich mit Ideen einbringen, statt nur zu pöbeln. Entsprechend ist ja deine Reaktion dankenswerterweise ausgefallen ;)
Im Grunde genommen muss man sich doch "nur" die rechtliche Lage anschauen, alles andere ist leider nicht relevant. Wenn diese Grundlage gegenwärtig und auch schon oftmals höchstrichterlich festgestellt die Finanzierung so vorsieht, dann kann eine Änderung letztlich auch nur darin bestehen, diese Grundlage so zu verändern, dass eine Veränderung möglich wird. Und diese Wege müsste man politisch wie auch mit den Sendern und auch der Öffentlichkeit gehen. Man müsste ja überhaupt erst einmal feststellen, ob - demokratisch gesehen - eine Mehrheit für eine Änderung des Finanzierungssystems ist. Ich denke nämlich, dass sich eine Minderheit daran nur stört.
Man könnte auch seine eigene Sichtweise dazu ändern, aber das wäre nicht so populär schätze ich aus Sicht der Beitragsgegner. Aber das heißt ja nicht, dass innerhalb der ARD keine Veränderungen möglich wären. Dialogfähigkeit, Überzeugungsfähigkeit und vielleicht ein schlaues Konzept würden da weiterhelfen. Aber einen Plan auszuarbeiten statt zu meckern ist halt schwieriger.
Bleiben wir einfach mal gespannt, was sich hier noch so ergibt. Ich bin ergebnisoffen.
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Hallo AZD310521, ich habe jetzt schon mehrere Ihrer Ideen und Kommentare gelesen und finde Ihre differenzierte Herangehensweise gut und wichtig für eine lösungsorientierte Debatte! Ich habe ebenfalls bereits den Vorschlag gemacht den Rundfunkbeitrag an die Höhe des Einkommens zu knüpfen. Ich sehe in der gänzlichen Abschaffung des Beitrags das Problem, dass es sich dann rein rechtlich eben nicht mehr um einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk handelt, da dieser dann nicht mehr von der gesamten Öffentlichkeit finanziert wird. Es wäre dann ferner nur ein weiterer privater Sender unter vielen. Allerdings finde ich Ihre Idee hinsichtlich eines minimalen Mindestbeitrags, der aber auf individuellen Wunsch zu steigern ist, für ausgewogen. Bei der Debatte, die ich inzwischen für sehr emotionalisiert halte, sollte nicht vergessen werden, dass es niemals allen Personen recht zu machen ist. Menschen, die mit dem Programm unzufrieden sind, wird es immer geben - auch nach einer Reform. Entsprechend erfreulich finde ich es solche Beiträge wie den Ihren zu lesen, der weit über das polemische "GEZ ABSCHAFFEN!!!!1" hinausgeht. Das ist etwas, was mir nicht nur bei dieser Debatte zunehmend fehlt. So sehr ich den Unmut mancher Menschen verstehe, aber weniger Emotionen wären manchmal hilfreich. Liebe Grüße